Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

sönlich, so neutral in Farbe, Rlang und 'Wirkung, daß man sich eine Variation 
auch gar nicht vorstellen könnte. 
Ein Tag ist wie der andere. TDenn die Kriegsgeschichte zwischen dem 
3). Juli und dem jo. November 19)7 sechzehn besondere Großkampftage feststellt, 
so ist auch das nur bedingt richtig. Es trifft zu, wenn man die Befehle, die 
örtlichen Veränderungen, die Menge des verbrauchten Materials und die Zahlen 
der von rückwärts neu in die Materialzone geschickten Menschen berücksichtigt. 
Aber das sind nur hinten meßbare Größen. Vorn regiert das Material, der 
Schlamm, die Ohnmacht, der Brei. Auch an diesen Großkampftagen gibt es nur 
Trichterfeld, Artilleriefeuer, Tanks, Flieger, Artilleriefeuer und wieder Artillerie- 
feuer. Vielleicht hier und da das dünne Zirpen der Infanteriegeschosse in jenem 
Geländestrich, wo Materialzone von hüben und Materialzone von drüben anein- 
andergrenzen. Aber auch diese Grenze verwischt sich immer mehr. Die Zonen 
greifen in dem Bestreben, möglichst auch die. vordersten Teile des Gegners zu 
erfassen, schon ineinander über. TDer durch das Sieb hindurchgelangt, der gerät 
vorn zwischen die Zahnräder. 
Diese Schlacht kennt kein Angreifen mehr im Sinne aller früheren Rriege 
und Schlachten. Sie ist die fast vollendete Sinnlosigkeit, zu der drei Jahre 
Rrieg im tPesten das herabgewürdigt haben, was man früher als Strategie 
bezeichnete. 
In diesem Sinne steht die Flandernschlacht einzigartig da. Sie sagt: „Wenn 
ihr Heerführer von hüben und drüben nicht mehr den Rückweg aus dieser Sinn- 
losigkeit findet, wenn ihr weiterhin nur das Material anbetet und auf euren 
eigenen Verstand verzichtet, so seid ihr überflüssig und man kann Rechen- 
Maschinen an eure Stelle setzen." 
☆ . 
Vom 20. Juli an nimmt das englische Artilleriefeuer so zu, daß man sagen 
kann, die Aktion hat begonnen. 
Die deutsche Artillerie hält sich bis zu einem bestimmten, gefühlsmäßig zu 
erfassenden Augenblick noch zurück, um sich nicht vorzeitig zu verausgaben. 
Dann, etwa vom 23. Juli an, beginnt sie die systematische Abwehr. Reichlich 
wird dabei Gasbeschuß angewendet. In jeder Nacht werden die feindlichen 
Batteriestellungen vergast. Man braucht nicht allzu genaue Zielberechnungen 
aufzustellen — Batteriestellungen sind überall, man muß sie treffen. Die Eng- 
länder haben bis zum Beginn des Infanterieangriffs allein )4 000 Mann 
Gasverluste. 
Allmählich, ohne sich zu überhasten, steigert sich das Feuer von beiden 
Seiten. Die Maschinerie ist im Gange. Das Tempo der Abwehr paßt sich dem 
des Angriffs an. Nach trägen Erfahrungssätzen rollt es ab. überall wird jetzt 
gerechnet. Die Schußziffern, der Munitionsnachschub, der Geschützersatz, die 
Feuertiefe, das Wechseln der Ziele, überall kontrollieren die Flieger und die 
Ballone. Es ist wie ein großes Büro mit Tausenden von Filialen. Es geht 
beinahe wissenschaftlich zu, wie in einem statistischen Amt. 
Die englischen Statistiker interessiert in erster Linie der Munitionsverbrauch. 
Die deutschen beschäftigen sich am intensivsten mit den Menschenverlusten. Bei¬ 
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