Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Die deutschen Divisionen stehen schon bereit. Sie wissen, daß jetzt in Ruß- 
land endgültig Schluß gemacht werden muß. Die ganze Rerenski-Offensive war, 
militärisch betrachtet, ein blutiger Fastnachtszug. 
politisch aber hat sie dennoch ihre Wirkung getan, eine unheilvolle Wirkung. 
☆ 
Rurze Zeit vor diesen Ereignissen treffen sich die Ministerpräsidenten Eng- 
lands und Frankreichs in Paris. Der alte Ribot — noch ist der Tiger Clemen- 
ceau nicht am Ruder — schildert Lloyd George die Lage mit unverblümter 
Offenheit. Er sagt, daß es mit Frankreich nun zu Ende ist. Er verhehlt ihm 
weder die Meutereien in der Armee noch die allgemeine Rriegsmüdigkeit des 
Landes, noch die Schwierigkeiten mit dem Parlament. 
Lloyd George weist auf die bevorstehende Waffenhilfe Amerikas hin. Die 
ersten Truppen sind schon auf französischem Boden gelandet. Er beschwört die 
Franzosen, die gemeinsame Sache nicht im Stich zu lassen. 
Ribot zuckt die Achseln. Frankreich kann nicht mehr warten. Bis die Ame- 
rikaner entscheidend eingreifen können, werden Monate vergehen. Was soll 
unterdessen geschehen, wenn die Deutschen Rußland zu Boden schlagen und 
Italien überfallend Beide Handlungen sind in kürzester Frist mit Sicherheit 
zu erwarten, nachdem die Deutschen jetzt im Westen Luft bekommen haben. 
Sie wären töricht, wenn sie diese Gelegenheit nicht benutzten. 
Lloyd George sieht, wie ernst es mit Frankreich steht. Er begreift, daß es 
nun an der Zeit ist, heroische Entschlüsse zu fassen. Er bespricht sich mit Mar- 
schall Haig und Lord Robertson, dem britischen Generalstabschef. Er stellt Rück- 
fragen an seine Ministerkollegen in London. Er berechnet und prüft mit der 
Balten Energie eines entschlossenen Mannes. Schließlich macht er den Fran- 
zosen ein Angebot sonder Haar- und Zwiespaltereien. 
Dies Angebot besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß Großbritannien 
bereit ist, die Hauptlast des westlichen Kriegsschauplatzes auf seine eigenen 
Schultern zu nehmen. Den Gurgelgriff des Unterseebootkrieges am Halse, in- 
mitten niedergebrochener Bundesgenossen und zweifelnder Militärs übernimmt 
dieser Zivilist die volle Verantwortung, die Mittel seines Landes ohne jede 
Einschränkung auf die Narte des Sieges zu setzen. 
Wenn England nun alles hergeben wird, so verlangt Lloyd George nüch- 
fernen Verstandes eine Gegenleistung von den Franzosen. Sie haben mit den 
schärfsten Mitteln ihre Armee wieder kampfkräftig zu machen und ihre Poli- 
tiker zur vaterländischen Disziplin im Interesse des Sieges zu veranlassen. 
Unabhängig davon, ob die Amerikaner schon zur Stelle sein werden oder nicht, 
haben sie sich dem gemeinsamen Angriff wieder anzuschließen, sobald ihre 
inneren Verhältnisse es gestatten. 
Ribot schwankt noch, auf diese Grundlage einzugehen. Er tut es erst, als 
ein ganz anderes Ereignis eintritt. 
In brutaler Wiederholung läßt das Schicksal genau wie vor einem Jahre 
zur Zeit des Beginns der Brussilow-Offensive und der Sommeschlacht eine 
Gruppe von Ereignissen zeitlich beinahe zusammenfallen. Ihr Zusammen¬ 
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