Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

So sind die Franzosen zwischen zwei Rlauen einer erbarmungslosen Feuer- 
zange eingeklemmt. 
Man kämpft schon um einzelne Trichterkomplexe. Alles ist schon aufgelöst 
in Einzelhandlungen auf kleinstem Räume. Man kann schon sagen, daß der 
erste Ansturm mißlungen ist, obwohl sich die Angreifer noch gar nicht haben 
entwickeln können. 
An manchen Stellen treiben nachfolgende französische Wellen btn Angriff 
noch weiter vor. Er zwängt sich zwischen die deutschen TDiderstandsnester und 
verebbt dort zu kleinem Gerinnsel. VOo die feindliche Übermacht allzu groß und 
allzu hartnäckig ist, müssen die deutschen Regimenter bis in die Artillerieschutz- 
stellung zurück. 
Gegen Mittag sind die Franzosen bei Vailly bis auf den Chemin des Dames 
hinaufgelangt, der sich als schmaler Höhenrücken von Laffaux bis Craonne 
genau westlich-östlich hinzieht. Am tXHnterberg bei (Lraonne, einem Ausläufer 
des Chemin des Dames, ist eine zweite Ausbuchtung entstanden. 
Beide Zerrstellen sind bedauerlich, aber nicht beängstigend. Es kommt nicht 
darauf an, daß einige Kilometer unbedingt gehalten werden, sondern darauf, 
daß der Abwehrapparat intakt bleibt. Es steht fest, daß die Stellungsdwi- 
sionen überall Herren der Lage sind, ohne daß bisher die Eingreifdivisionen 
in Tätigkeit getreten sind. 
Die ersten Staffeln der Eingreifdivisionen entwickeln sich schon aus dem 
Ailettegrund herauf, der nördlich vom Chemin des Dames verläuft. In einer 
Stunde schon werden sie angreifen. Uber Nacht wird man dann die Stellungs- 
divisionen aus der Front ziehen, um morgen neue Eingreiftruppen zur Ver- 
fügung zu haben. 
So scheint alles in bester Ordnung zu sein, überall ist man zuversichtlich. 
Bis zum Abend rechnet man bestimmt damit, das ganze Vorfeld bis hinab zur 
Aisne wieder in der Hand zu haben. 
☆ 
Inzwischen ist Nivelle das Opfer eines furchtbaren Irrtums geworden. 
Als man ihm gemeldet, daß bei Vailly und bei Craonne größere Erfolge 
erzielt worden seien, glaubte er die Schlacht schon entscheidungsreif. Die 
Theorie seines „großen Schlages" beherrscht ihn vollständig. Indem er sich 
instinktiv dagegen sträubt, den Grundsatz der langandauernden Material- 
schlacht anzuerkennen, verfällt er in das Gegenteil. Er sieht schon eine Ent- 
scheidung, wo noch gar keine ist. 
Um Mittag herum läßt er die hinter der 6. und 5. Armee stehende 10. Armee 
mit der ganzen Masse ihrer Infanterie antreten, um über den Chemin des 
Dames hinweg, mitten durch die beiden vorn kämpfenden Armeen hindurch, 
auf Laon zu stoßen. Am Abend will er in Laon sein. 
Dieser Befehl entscheidet die Schlacht, aber in einem ganz anderen Sinne, 
als es Nivelle gedacht hat. 
Die Infanterie der neuen Armee vermischt sich mit derjenigen der alten 
Armeen mitten im deutschen Feuer zu dichten Rlumpen. Massen stauen sich, 
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