Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

dem man später den Befehl über die mittlere französische Heeresgruppe über- 
tragen, stand grollend abseits. Er hatte den Posten des Oberbefehlshabers für 
sich selbst erwartet. 
Als Nivelle im Dezember )9j6 sein Amt übernahm, hatte die pessimistische 
Stimmung innerhalb der Regierung und auch bei einem großen Teil der Armee 
festen Fuß gefaßt. Seine Forderung nach einer neuen Offensive traf alle 
Instanzen wie ein peitschenschlag. Die Regierung zog überhaupt die Möglich- 
keit einer solchen in Zweifel. Ihr Standpunkt war, daß man die aktive Rriegs- 
teilnähme Amerikas abwarten müsse. Sie wollte bis dahin reine Defensive. 
Nivelle wies auf den Unterseebootkrieg hin, auf den bevorstehenden Zu- 
sammenbruch Rußlands. Er rechnete der Regierung vor, daß Frankreich den 
Rrieg verlieren werde, wenn es nicht eine äußerste Anstrengung unternehme. 
Die Regierung fügte sich seinem stärkeren Willen. Sie tat es ohne Begeiste- 
rung und ohne Glauben an die Sache. 
General petain und General Foch, der Rommandierende an der Somme, 
zogen die Achseln. Sie hielten Nivelles Theorie eines „großen Schlages" statt 
der bisher betriebenen Dauer- und Materialschlacht für eine Phantasterei. Die 
Regierung wurde aufs neue besorgt, als sie die Ansicht so bewährter Fachleute 
vernahm. Der englische Oberbefehlshaber, Marschall Haig, damals schon von 
dem Gedanken eines Großangriffs gegen die deutsche Unterseebootbasis in 
VDestflandern beherrscht, war für Nivelles Vorhaben im Zentrum der fran- 
zösischen Front gar nicht zu haben. Er widersetzte sich mit einer höflichen und 
zähen Hartnäckigkeit. Als er sich dennoch endlich fügte, war auch er nur mit 
halbem Herzen dabei. tDährend er im Artois angriff, waren seine Gedanken 
schon in Flandern. 
Dann kam der Siegfried-Rückzug und entzog Nivelles Plan das Funda- 
ment. Hielt er an seinem „großen Schlage" fest, so kam nur noch die Front 
nördlich Arras und östlich von Soissons in Frage. Alles mußte in kürzester 
Frist umdirigiert werden. Der Umschwung in Rußland verlangte raschestes 
Handeln, um den Deutschen die Möglichkeit eines militärischen Eingreifens in 
Rußland zu nehmen. 
Nivelle besiegte die Widerstände. Er kümmerte sich nicht darum, daß alle 
VOdt ihm Unglück prophezeite. Er biß die Zähne zusammen und befahl, wo 
man ihm Passivität entgegensetzte. Er zwang Haig zur Teilnahme und führte 
mit seiner eigenen Regierung einen erbitterten Rampf. Einige Tage vor dem 
Beginn seines „großen Schlages" wallte sein Zorn gegen diese schwankende 
Regierung noch einmal leidenschaftlich auf. Im großen Rriegsrat zu Tom- 
piegne, wohin das Rabinett geeilt, um seine Bedenken in letzter Minute aber- 
mals zu äußern, verlangte er stolz seine Entlassung. 
„Weder die, denen ich zu gehorchen habe, noch diejenigen, die mir gehorchen 
sollen, unterstützen mich!" rief er. 
Die Regierung fand nicht den Mut, ihn fallen zu lassen. 
☆ 
Durch die Verkürzung der Westfront zwischen Arras und Soissons war 
das Oberkommando der j. deutschen Armee in diesem Räume frei geworden. 
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