Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

in die Tiefe. Die „'Wiesbaden" feuert immer noch, obgleich nur noch mit 
äußerster Not über Wasser gehalten. Erst in der kommenden Nacht gegen zwei 
Uhr morgens nimmt die Tiefe sie gnädig auf. 
Unter dem Donner der schweren englischen Artillerie empfängt das Flagg- 
schiff des deutschen Vorhutkommandanten, der wackere „Lützow", schwere 
Wunden. „Derfflinger" ist zerzaust wie ein eisengepanzerter Riese nach schwerer 
Schlacht. Er feuert aus allen panzertürmen, während das Wasser zu Tau¬ 
senden von Tonnen durch mächtige Einschußlöcher in seinen Leib eindringt. 
Todwund geschossen sieht er später die Heimat doch wieder. 
Scheer erkennt, daß die Fortsetzung dieses mörderischen Parallelgefechtes 
den Engländern die volle Anwendung ihrer großen Überlegenheit gestattet. 
Mitten im Brüllen der Schlacht vollzieht die deutsche Flotte ein erstaunliches 
Manöver. 
Die deutschen Schlachtschiffe, jedes an seiner Stelle, wenden gegen Westen. 
Die ganze Flotte nimmt größeren Abstand vom Feind, um aus der Umfassung 
Hinauszugelangen. 
„Lützow" ist so mitgenommen, daß er die Rehrtwendung kaum ausführen 
kann. Vier Torpedoboote stehen ihm bei. Sie versuchen, ihn durch besondere 
Vorrichtungen in Rauch einzuhüllen, um ihm das Entkommen in südwestlicher 
Richtung zu ermöglichen. Die Engländer konzentrieren ihr schweres Feuer auf 
den tödlich Verwundeten. 
Mitten im Geschoßhagel steigt Admiral Hipper auf das Torpedoboot Gr 39 
um. Der Defehl über die Schlachtkreuzer geht auf den Rommandanten des 
„Derfflinger" über. Gegen zehn Uhr abends erreicht Admiral Hipper den 
„Moltke" und kann das Rommando wieder übernehmen. 
Mühsam gelingt es unterdessen dem „Lützow", sich des Gegners zu erwehren 
und der übrigen Flotte zu folgen. 
Jellicoe folgt den Deutschen nicht nach Westen. Er nimmt an, daß Scheer 
versuchen wird, in weitem Dogen über West und Südwest seine Rückzugslinie 
nach Deutschland zu gewinnen. Das will er unter allen Umständen verhindern, 
indem er südlichen Rurs beibehält, um am nächsten Morgen zwischen der 
deutschen Flotte und ihrer Basis zu stehen. Dort will er sie stellen. Er legt 
keinen Wert darauf, die Schlacht am Abend noch oder in der Nacht fortzu- 
setzen. Der Vorteil der zahlenmäßigen Überlegenheit und der größeren Ge- 
schwindigkeit würde in der Nacht verlorengehen. Ihn aber braucht er, um 
über die bessere deutsche Artillerie, die bessere Panzerung der deutschen Schiffe 
und die verteufelte Angriffslust der leichten Rräfte Herr zu werden. 
Schon nach einer halben Stunde offenbart sich diese Rechnung als falsch. 
Scheer denkt nicht daran, sich von Jellicoe den Weg nach seiner Basis verlegen 
zu lassen. Nachdem er sich über den Zustand seiner Schiffe vergewissert und 
eine andere Formation eingenommen hat, gibt er den Befehl zur zweiten 
Rehrtwendung, diesmal gegen Osten, und zum neuen Angriff auf den Feind. 
Die vier deutschen Panzerkreuzer der „Lützow"-Rlasse bilden die Spitze des 
keilförmigen Angriffs. Ihnen folgt dichtauf das dritte Geschwader. Seitwärts 
dampft die Masse der deutschen Torpedoboote. 
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