Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Die Türkei, obwohl durch zwei Rriege geschwächt und durch Versäumnisse 
der inneren Verwaltung beeinträchtigt, wußte, daß sie mit Deutschland und 
Österreich auf Gedeih und Verderb verbunden war. Rußland und England 
warteten nur darauf, dem „kranken Mann am Bosporus" das Lebenslicht aus- 
zublasen. Rußlands Ansprüche auf Ronstantinopel und die Dardanellen waren 
schon im Frieden durch Abkommen mit der Entente sichergestellt. England 
behielt sich als begehrenswerteste Bissen Palästina und Mesopotamien vor. 
Frankreich war Anwärter auf Syrien. Rurzum, man sehe sich nur die nach 
dem Rrieg entstandene Landkarte an, um zu erkennen, mit welchen Zielen die 
Entente den Rrieg gegenüber der Türkei betrieb. 
Die Kriegführung der Türkei war bis zum Oktober 1915 auf sich selbst 
angewiesen. 'Mir hatten kein Mittel, ihr in größerem Umfange Hilfe zu 
bringen. Serbien, Rumänien und das damals noch neutrale Bulgarien ver- 
sperrten den Landweg, die englische und französische Flotte den Seeweg. Die 
im Frieden schon in Ronstantinopel stationierte deutsche Militärmission unter 
General Liman von Sanders und die beiden zu Rriegsbeginn in die Dardanellen 
entkommenen deutschen Rreuzer „Goeben" und „Breslau" waren die einzigen 
direkten Hilfsmittel. Später kamen Unterseeboote hinzu, denen die kühne 
Fahrt über Gibraltar gelang. 
Tapfer fochten die Türken im Raukasus gegen die Russen, in Mesopotamien 
gegen die Engländer, am Suez-Ranal gegen die Engländer und ihre Hilfs- 
völker. Der böse Zustand ihrer auf den Landweg angewiesenen rückwärtigen 
Verbindungen machte ihnen schwer zu schaffen. Ernste Rückschläge traten im 
Raukasus ein. 
Aber erst die Vorbereitung des direkten Angriffs auf Ronstantinopel ge- 
staltete die Lage der Türkei zu tödlichem Ernst. Die Absicht der Entente, den 
N)eg nach Rußland gewaltsam zu öffnen, begegnete hier der deutschen Absicht, 
den Türken unter allen Umständen auf dem Landwege Hilfe zu bringen. Lange 
bevor die Deutschen dieses TDerk in Angriff nehmen konnten, ging England 
an die Arbeit. Im TDmter 1914/15 schon sammelte sich ein starkes englisch- 
französisches Expeditionskorps in Ägypten. Um den Angriff doppelseitig zu 
machen, stellten die Russen eine Armee in Odessa bereit. 
Ein blutiges Vorspiel. Am )8. März )9)5 schicken Engländer und Fran- 
zosen eine starke Flotte gegen die Dardanellen, um die Enge gewaltsam zu 
öffnen. Ein halbes Hundert Panzerschiffe erscheint vor den türkischen Rüsten- 
forts, die unter deutscher Anleitung ausgebaut worden sind. Eine fürchterliche 
Ranonade aus dreihundert schweren und an tausend mittleren Schiffsgeschützen 
beginnt. Die Rüstenforts müssen ihre Munition bis zum äußersten sparen. 
Die Türkei hat keine brauchbaren Munitionsfabriken. Deutsche Unterseeboote 
greifen ein. Die feindliche Armada gerät in Minenfelder und hat schwere Ver- 
luste. Am Abend tritt sie den Rückzug an, nachdem ein Dutzend Schiffe zum 
Meeresgrund hinabgegangen. Sie sucht ihre sicheren Verstecke bei den grie- 
chischen Inseln Lemnos und Tenedos auf. 
Und dann der Hauptakt. 
Fünf Divisionen aus England, Indien, Australien, drei Divisionen aus 
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