Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Im besten beginnt die blutige Ära der Materialschlachten. Ein ganz neuer 
Rämpfertyp bildet sich heran. Auf einigen zwanzig Kilometern Breite und in 
ganz geringer Tiefe entwickeln sich Schlachten von ungeheurer Konzentration 
und Massierung, die den Boden zerfleischen und Division auf Division zer- 
stampfen. 
Im Osten erhebt sich der Rrieg aus IVinterstarre zu weiten Bewegungen 
<wf gewaltigem Räume. Sein Beginn ist ein Durchbruch nach dem Muster des 
"Westkrieges. Seine Auswirkung eine fortgesetzte Operation in immer neuen 
Richtungen, mit immer neuen Zielen, mit ungeheuren Entfernungen und unge- 
ahnten Größenmaßen. Binnen eines Monats kann man sagen, daß die ganze 
Ostfront von der Ostsee bis nach Rumänien in der Breite von fast anderthalb 
Tausend Kilometern in Bewegung geraten ist. 
Im 'Westen gibt es keine Improvisationen und keine operativen Entschlüsse 
inehr. Nicht der Schlachtendenker regiert, sondern der Rechenkünstler, in dessen 
Hand die Materialversorgung liegt. Im Osten ist der ganze Rrieg auf die 
beiden Begriffe von Improvisation und Operation gestellt. 
Im Westert entscheidet sich die Schlacht nach dem Ausharren jener IVider- 
standsnester in den Trichtern, die das Feld auf ein paar hundert Meter 
Breite mit ihren Waffen beherrschen. Im Osten sind es die Leistungen der 
Marschkolonnen, die fechtend und marschierend die strategischen Gedanken der 
Führung verwirklichen. 
Niemals hat ein einziger Rrieg gleichzeitig zwei so verschiedene Gesichter 
getragen. 
Als ein lebendiges Drama rollt im Osten Akt auf Akt an ganz verschiedenen 
Schauplätzen ab und fügt sich durch Monate hindurch zu einem Ganzen. Ver- 
stand und Herz vermögen diesem Drama nur zu folgen, wenn sie sich den über* 
blick über das Ganze erhalten. Das Verweilen bei Einzelheiten, mögen sie noch 
so großartig sein, ist unmöglich. Das dramatische Gesetz, bald verhaltend, bald 
scheinbar stillstehend, bald mit mächtigen Schritten voranschreitend, bald den 
Schauplatz wie in freier tPillkür wechselnd und bald sich mit ganzer Spannung 
an einem einzelnen Punkt zusammenkrampfend, verlangt gebieterisch, daß man 
ihm mit dem Tempo seines Verlaufs atemlos folge. Es gibt kein Einhalten und 
"kein Besinnen, bis alles an den vom Schicksal bestimmten Zielen angelangt ist. 
☆ 
Am 27. April 19)5 beginnt der Auftakt. 
Im allerhöchsten Norden, zwischen Memel und Tilsit, überrennt die deutsche 
Armeegruppe Lauenstein die ahnungslosen Russen mit ganz schwachen Rräften. 
dringt in nördlicher Richtung rasch auf Schaulen zu und besetzt am 7. Mai den 
baltischen Seehafen Libau. Ravallerie streift bis in die Nähe des rigaischen 
Meerbusens und an den Rand von Mitau. 
Zunächst läßt sich der Großfürst nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich 
aber erscheint ihm die Gefahr doch größer. Rasch wirft er Verstärkungen hin- 
auf, die er seinem polnischen Zentrum entnimmt. Dabei sind seine Blicke immer 
auf die Narew-Front zwischen Ossowiez und Przasnysz gerichtet. Er kennt 
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