Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

einbezogen. Deutschland hatte allen Anlaß, für das schlecht versorgte und durch 
zwei harte Rriege geschwächte osmanische Heer zu fürchten. 
Seit Februar waren die Vorbereitungen der Entente zu einem doppelten 
Angriff auf Ronstantinopel erkennbar. England und Frankreich sammelten in 
Ägypten ein Expeditionsheer, um die Dardanellen anzugreifen. Rußland stellte 
bei Odessa eine starke Armee zusammen, um seine Balkanträume endlich zu ver- 
wirklichen. Fiel Ronstantinopel, so öffnete sich der TDeg nach Rußland, die 
ganze wirtschaftliche und militärische Rraft der Entente und Amerikas hatte 
freien Zutritt zum Zarenreich. Dahin durfte es unter keinen Umständen kom¬ 
men. Bulgarien, durch den serbischen Verrat von 10 )2 erbittert, wartete nur 
auf eine günstige Gelegenheit, an der Seite der Mittelmächte in den Rampf 
einzutreten. Man mußte ihm entgegenkommen, um seine letzten Bedenken zu 
überwinden. 
So entstand schon frühzeitig im deutschen Hauptquartier der Plan zu einem 
Feldzug in Serbien. Voraussetzung dieses Planes schien die Niederwerfung 
Rußlands. 
Gleichwohl zögerte Falkenhayn noch lange. Es fiel ihm schwer, sich mit dem 
Gedanken vertraut zu machen, den serbischen Plan zugunsten des russischen 
zurückzustellen. Schließlich gab, wie schon einmal, die Rücksicht auf den öster- 
reichischen Verbündeten den Ausschlag. Die Gefahr eines Zusammenbruchs der 
Donau-Monarchie, von Nordosten durch die Russen, von Südwesten durch die 
Italiener, vom Süden durch die Serben und vielleicht noch von Südosten 
durch die Rumänen angepackt, bildete damals schon die größte Sorge des deut¬ 
schen Hauptquartiers. Der russische Gegner mußte als der stärkste und der am 
ehesten greifbare zuerst angepackt werden. 
Nachdem der Entschluß zum Angriff auf Rußland gefaßt, entstanden bald 
neue Auseinandersetzungen über den Ort, die Stärke und das strategische Ziel 
der neuen Operation. Hindenburgs und Ludendorffs weitsichtige Pläne stießen 
abermals auf Falkenhayns nüchterne Rechenkunst. Der Oberbefehlshaber Ost 
vertrat die Meinung, man müsse im Norden bei Rowno-Grodno, im Süden 
aus der Rarpathenfront heraus die beiden Rlauen einer gigantischen Zange 
ansetzen, um das ganze russische Zentrum in Polen einzukreisen und zu Vernich- 
ten. Ein Plan von solcher Rühnheit und solchen Ausmaßen widerstrebte Fal- 
kenhayns methodischer Strategie. Er wies auf die zwar guten taktischen aber 
mangelhaften strategischen Ergebnisse der Schlachten des Februar hin, wo man 
durch den Angriff auf Siewers im Norden und auf Iwanow in den Karpathen 
Ähnliches ohne Erfolg versucht. Seine Zähigkeit verdichtete sich zu einem un- 
besiegbaren Widerspruch. Er gab auch nicht nach, als Conrad von Hoetzendorff 
die Partei Hindenburgs ergriff. 
Falkenhayn sagte — niemals ist der verhängnisvolle Unterschied zwischen 
den Auffassungen bei Ober-Ost und bei der Obersten Heeresleitung schärfer zu- 
tage getreten als im Verlaufe des großen Ost-Feldzuges im Sommer 19) 5 — 
es kann sich nur um eine Operation mit beschränkten Zielen handeln, denn auch 
die Mittel sind beschränkt. Halbiere ich noch diese beschränkten Mittel und ver- 
wende sie zur Hälfte im Norden, zur anderen Hälfte im Süden, so laufe ich 
Gefahr, überhaupt nichts zu erreichen. Erreiche ich dennoch günstigstenfalls 
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