Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Am 7. November wehen die englische und die japanische Flagge gemeinsam 
über dem Raub. Die Chinesen schütteln die Nöpfe. Es kann ihnen nur recht 
fein, wenn die Sieger des Boxerkrieges sich untereinander zerfleischen. 
Noch weht die deutsche Rriegsflagge in Ramerun. Aber sie ist schon im 
Ginken begriffen. Noch kämpfen Deutsch-Südwest- und Deutsch-Ostafrika. Der 
Raub von Togo ist schon vollzogen. England und Frankreich teilen sich in den 
billigen Gewinn. Die deutschen Siedlungen im Stillen Ozean, Samoa, Neu- 
Guinea, die Carolinen, die Marianen und die Marschall-Inseln werden im An- 
schluß an Tsingtau besetzt und verteilt. England und Japan sind dabei, überall 
legt England die Hand auf die besten Stücke. Auf Deutsch-Südwest- und 
Deutsch-Ostafrika ist es ebenfalls sicherer Anwärter. Es sind die fettesten 
Brocken aus dem deutschen Besitz, Frankreich wird man mit einem Stück von 
Ramerun abspeisen. Seine Interessen liegen mehr auf dem Festlande. 
☆ 
Der Grundsatz, der die deutsche Flottenpolitik vor dem Rriege beherrschte, 
war, mit wenigen TDorten ausgedrückt, der folgende: Deutschland muß zum 
Schutze seiner Rolonien und zur Sicherung seiner Stellung als Welthandels- 
volk eine so starke Flotte bauen, daß ähnlich wie auf dem Lande jeder Gegner 
das Risiko eines Angriffs scheut. 
Zwei Schwierigkeiten standen dem entgegen. Einmal der mangelnde Sinn 
des Volkes für andere als kontinentale Interessen. Zum zweiten die Möglich- 
keit eines kriegerischen Angriffs von außen vor dem vollendeten Ausbau der 
Flotte. 
Dieser Angriff konnte nach Lage der Dinge nur von England ausgehen. 
Die gewaltigen Anstrengungen, die England unternahm, um seinen Flotten- 
vorsprung vor Deutschland zu erhalten und sogar noch zu vergrößern, zeigten 
zur Genüge, daß England nicht gewillt war, den deutschen Flottengrundsatz zur 
Geltung kommen zu lassen. Deutschland hat dabei niemals die Absicht verfolgt, 
eine Flottengleichheit mit England zu erreichen. 
Hauptträger des Flottengedankens waren in Deutschland der Staatssekre- 
tär des Marineamtes Großadmiral von Tirpitz und der Raiser. Reichstag und 
Bevölkerung folgten zunächst nur zögernd und mit großen Bedenken. Schließ- 
lich aber stimmte das Volk im gleichen Maße, wie es die gewaltigen Vorteile 
unserer Handelsentwicklung wahrnahm, auch der Flottenpolitik zu. 
Mit Hinsicht auf einen kriegerischen Ronflikt mit England betrachtet, war 
die strategische Lage der deutschen Flotte von vornherein äußerst schwierig. 
England beherrschte die Außenseite, wir standen dicht gedrängt im nassen Drei- 
eck der Nordsee. Daß wir mit unseren Auslandsgeschwadern von außen her 
nicht durchschlagend würden operieren können, war bei den ungeheuren Macht- 
Mitteln Englands und seiner Dominions leicht vorauszusehen. XDa$ geschehen 
konnte, beruhte allein auf der deutschen Heimatflotte. 
Wie mußte verfahren werden; Großadmiral von Tirpitz betrachtete den 
Flottenbau vom ersten Tage an unter dem Gesichtspunkt des Offensivgedankens. 
Das heißt, im Falle eines Rrieges mit England hatte die deutsche Flotte den 
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