Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

nützen werden, wenn gleichzeitig durch eine Niederlage der Österreicher das 
Unheil sich vorbereitet. 
Es wird eine deutsche Güdarmee gebildet, deren Oberbefehl der General 
von Linsingen übernimmt. Die Truppen kommen, ebenso wie ihr Führer, 
sämtlich von der deutschen TDestfront. Sie fahren durch Schlesien, Österreich 
und Ungarn, sind zu 'Weihnachten auf der Bahn und versammeln sich bei 
Munkacz hinter dem Zentrum der Karpathen. Anfang Januar übernehmen 
sie den Frontabschnitt zwischen der 3. österreichischen Armee und der Armee- 
abteilung Pflantzer-Baltin, die in der Bukowina steht. Operativ unterstehr 
die Südarmee Conrad von Hoetzendorff. Andererseits wird Linsingen eine 
Anzahl österreichischer Divisionen zugeteilt. 
Meterhoch liegt der Schnee in den Karpathen. Das Thermometer zeigt an 
besonders kalten Tagen bis zu dreißig Grad unter Null. Die Anmarschwege 
sind vereist und kaum gangbar. Von Gipfel zu Gipfel und quer über die ver- 
wehten Hange liegen die feindlichen Gräben einander gegenüber. 
TDeit von der Heimat, einer fremden Heeresverwaltung angegliedert, einer 
völlig neuen Aufgabe gegenübergestellt, haben sich die deutschen Truppen zu- 
rechtzufinden. Es muß geschafft werden. Die Österreicher rechts und links sind 
von der herzlichsten und fürsorglichsten Kameradschaft. Ihre Dankbarkeit für 
die deutsche Hilfe ist ehrlich und unumwunden. Sie wissen selbst, woran sie 
kranken. 
Die Deutschen sind nicht gekommen, um sich in den Karpathen häuslich 
einzurichten und die Naturschönheiten des Gebirgswinters zu studieren. Kaum 
ist ihre Eingliederung vollzogen, als der Befehl zum Angriff gegeben wird. 
Conrad von Hoetzendorff und Hindenburg sind sich einig, daß sie im Süden 
und im Norden den erwarteten russischen Angriff durch Gegenangriff aus der 
Vorhand zu parieren haben. 
Fast scheint es, als ob Nikolai Nikolajewitsch seinerseits den gleichen Ge¬ 
danken verfolge. Kurze Zeit vor dem geplanten deutsch-österreichischen Angriff 
treten die Russen in der Bukowina an. VOitt der Großfürst etwa durch einen 
Stoß in die allersüdlichste Flanke dem Angriff der Verbündeten den Boden 
entziehend 
Pflantzer-Baltin geht mit dem österreichischen Südflügel zurück. Bald ist 
er nicht mehr weit von der Grenze zwischen Siebenbürgen und der Bukowina 
entfernt. Hier verbreitern die Karpathen ihren natürlichen XDall. Conrad von 
Hoetzendorff, der sich die Grundlagen seiner Operation nicht acht Tage vor der 
Ausführung entreißen lassen will, schickt Pflantzer-Baltin Verstärkungen. Unter 
dem Eindruck des nun gleichzeitig erfolgenden Angriffs der Armee Linsingen 
kann auch Pflantzer-Baltin wieder Front machen. Jetzt weichen die Russen. 
Es geht auf Kolomea und Czernowitz. 
Inzwischen ist Linsingen angetreten. Grimmig und kompliziert sind die 
Gefechte mit den Russen. Der Feind will sich die Aussicht auf die ungarische 
Ebene um keinen preis nehmen lassen. Jeder Tag erfordert umständliche Vor- 
bereitungen. Unsäglich sind die Schwierigkeiten des Nachschubs und der Ver- 
pflegung. Die Geschütze voranzubringen, ist eine besondere Kunst. Bitterer 
Frost peinigt in den Nächten. 
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