Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

Aeußerst gelegen kam ihr in Oesterreich der Tod des Kai¬ 
sers Maximilian^, und das darauf folgende Zwischenreich bis 
zur Ankunft des^ neuen Landesfürsten. Kaum hatte der Kaiser 
am 12. Jänner 1519 zu Wels die Augen geschlossen, als auch, 
zumal in Wien Bewegungen in revolutionärem Sinne ausbra¬ 
chen, mit denen sich hier, wie überall, die neue Lehre, welche 
alle Auctorität in Glaubenssachèn verwarf, um der innern 
Verwandtschaft willen verband. 
Doch es ist hier nicht der Ort, die Ursachen der Reforma¬ 
tion und ihres raschen Fortganges im Allgemeinen auseinander 
zu setzen,*) und wir kehren zu Erzählung dessen zurück, was 
Oberösterreich insbesondere angeht. 
Nach dem tödtlichen Abgänge des Kaisers tratèn die 
Stände ob der Ens am Lichtmeßtage zu einem Landtage zu¬ 
sammen, nach dessen Beschluß dem Landeshauptmanne zur Re¬ 
gierung des Landes bis zur 'Ankunft der Fürsten 5 Mitglieder 
aus jedem der vier Stände beigeordnet wurden, unter der Be¬ 
nennung eines Landrathes. Vermög der auf denl nämlichen 
Tage beliebten Instruction lag ihm ob, d i e G esch a ft e z u 
leiten, jeden bei seinem Rechte zu schirmen, 
sich aber zu enthalten alles gerichtlichen Ver¬ 
fahrens in irgend einer Sache, weil solches 
nur dem Landesherrn vorbehalten sey.**) Einer 
dieser Räthe war Abbt Leonhart von Wilhering. 
Zwar bestätigte Erzherzog Ferdinand, der mittlerweile aus 
den Niederlanden herbeigekommen war, die Privilegien der Klö¬ 
ster in hergebrachter Form; allein gegen die Geistlichkeit 
selbst war schon seit längerer Zeit eine feindliche Gesinnung 
unter dem Adel und den Städten vorherrschend, und es gelang 
bald, den jungen und arglosen Fürsten unter allerlei Vorwän¬ 
den zu bestimmen, den Wünschen des Adels nach dem Besitz 
der geistlichen Güter entgegen zu kommen. Darin war ihm 
sein Großvater schon voran gegangen, welcher verordnet, daß 
es den Adelichen erlaubt sey, die zu frommen Zwecken verstif- 
reten Güter wieder einzulösen, und das Geld in anderer Weise 
*) Vortrefflich ist, was 5t A. Menzel in der neuern Geschichte der 
Deutschen hierüber beibringt. 
**) Die Jnstrucuon ist unterzeichnet am 20. Februar 1519.
	        
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