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Dieser fand Weissenbach in jeder Beziehung völlig herab«
gekommen. Im Pfarrhof befand sich kein Tisch, keine Bett-
stätte, kein Stuhl und kein Ofen; die Fenster alle zerschlagen,
das Dach zerrissen. Unter seiner Heerde waren 7 Katholiken,
an die sich im folgenden Jahre noch ir Personen anschloßen.
Den Pfarrzehent steckten die Zehentholden selbst aus. Die
Pfarrgemeinde klagte ohne Unterlaß über Stolbedrückung, und
bezahlte durchaus keine Stole; den Schulmeister wollten die
Bauern anstellen und desselben Herren seyn, weßhalb sie sich
auch ermächtigt glaubten, ihn aus dem Schulhause hinauszu¬
werfen, und es selbst zuzusperren. Die wenigen Katholiken
waren Gegenstand des Spottes und der Mißhandlung der
Uebrigen. Im Jahre 1655 befanden sich zu Weissenbach noch
5ii Protestanten, die ungeachtet aller Patente sich mit Postil¬
lenlesen beschäftigten, Winkelpredigten anhörten, und jährlich
nach Regensburg und Ortenburg zogen.
Leider war auch dieser Pfarrer keineswegs mackellos, und
gab zu vielen und gerechten Klagen Anlaß, bis er sich endlich
167.3 entfernte.
Ein ganz eigener Unstern verfolgte den Abbt Caspar in
den Geistlichen, welche er auf die Pfarren seines Klosters be¬
förderte.
Zustand des Klosters Wilhering.
Ueber den innern Zustand des Klosters gibt ein Visita¬
tionsbericht des Abbtes Michael von heil. Kreuz vom 2. Octo-
ber i64i einige Nachricht. Der Convent bestand damals aus
20 Priestern, 4 Klerikern und einem Laienbruder. Im Allge¬
meinen äußerte sich der Visitator mit dem Befunde zufrieden,
nur fand er nothwendig rücksichtlich der Kleidung, welche sich
von der vorgeschriebenen Einfachheit zu entfernen schien, einige
Anordnungen zu treffen.*)
In einem Briefe an den Abbt bemerkte er noch: Einigen
wolle bedünken, es sey noch nicht jeder Anlaß des Anstoßes
*) Untersagt wurde em gezierter und gekrauselter Bart, geschmuckte
Halsbinden, seidene Gurtel und Kappchen: collaria ornatiora,
cingula et pileolos sericos, oculatos calceos, nodosas togas
(auSgeschnitten« Schuhe und Rocke mit Wulsten?)