Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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schon 200,000 fl.; i64o: 388037 s!.; 1643 und 1647: 600,000 fl. 
und endlich 1649 gar über 1300,000 fl. Zu diesen Bewilligun¬ 
gen litt das Land fast jährlich ungeheuer durch Winterquartiere 
und andere außerordentliche Leistungen, welche mit dem Kriege 
in der Näh/ unzertrennlich verbunden sind. Die Prälaten na¬ 
mentlich trafen in solchen Nothzeiten immer noch Nebenausla¬ 
gen, die bisweilen höchst empfindlich waren. Die an sie ge¬ 
stellten Forderungen kehrten unter verschiedenen Namen alljähr¬ 
lich wieder; 1639 war es ein aubsiclium charitativum, 1642 
ein Anleihe von 40,000 fl., und gleich hierauf wieder von 
so,ooo fl.; als nach der unglücklichen Schlacht bei Jankau 
1645 ein Einbruch der Schweden zu besorgen stand, richtete 
man in der Noth die Augen auf das Kirchensilber. David von 
Ungnad und Dr. Martin Geiher waren vom Erzherzoge Leo¬ 
pold Wilhelm mit Durchführung dieser Maßregel, die aber 
doch gegen andere Opfer abgewendet wurde, in Oberösterreich 
beauftragt. Des Klosters Unterthanen mußten mit dem übri¬ 
gen Aufgebote das ganze Jahr hindurch abwechselnd um Leon¬ 
felden und Haßlach schanzen und die Grenze bewachen. Die 
Habseligkeiten, namentlich das Archiv und der Kirchenschatz, 
wurden nach Wien geflüchtet. *) 
Die Besitzungen WilheringS in Unterösterreich wurden auf 
mehrere Jahre hinaus ganz zu Grunde gerichtet. Die Unter¬ 
thanen zu Eggendorf verloren durch die Schweden, die bis zur 
Donau herausdrangen, alle ihre Habe so völlig, daß auch 
nicht ein Stück Vieh mehr übrig blieb, während es ihnen nur 
mit Mühe gelang, durch eilige Flucht nach Tuln oder in die 
Donauinseln das nackte Leben zu retten. Was allenfalls den 
Schweden noch entgangen war, fanden die Kaiserlichen, die 
1646 bei Kornneuburg ein Lager bezogen. Um das Maß deö 
Elendes zu erfüllen, stellte sich noch die Pestilenz ein, welche 
in kurzer Zeit den dritten Theil der Unterthanen wegraffte. 
*) Auf der Rückreise litt das Schiff, welches diese Gegenstände 
trug, unweit des Schlosses Weiteneck, Schiffbruch. Die Ki¬ 
sten wurden zwar bei Melk aufgefangen und in'S Kloster ge¬ 
bracht. Man getraute sich nicht, selbe zu öffnen. Erst s Tage 
nach dem Unglücke trafen von Wilhering P. Alberich und der 
Hofrichter ein, und fanden die Documente ganz durchnäßt, zu- 
fammengepicht und zum Theile unleserlich.
	        
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