Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Vor allem aber wird dem Kaiser an's Herz gelegt, sein 
Kriegsvolk abzudanken, und die Waffen nieder zu legen. Das 
hieß doch nichts anders, als daß der Kaiser sich seinen treuen 
österreichischen und böhmischen Ständen wehrlos überliefere.*) 
Wo möglich noch empörender war das Benehmen der pro¬ 
testantischen Stände gegen ihre katholischen Mitglieder, obgleich 
diese, ihren zänkischen Mücken seigenden Gegnern beständig 
mit ruhiger Fassung gegenüberstehend, sich zu jedem billigen 
Vergleiche erboten. Je mehr aber die Hand zum Vergleiche 
geboten wurde, um desto unverschämter steigerten die Prote¬ 
stanten ihre Forderungen und trieben es endlich so weit, daß 
eine Einigung nur auf die Bedingung hin in Aussicht blieb, 
wenn sich die Katholischen zu unbedingter Unterwerfung verste¬ 
hen wollten. Jedem Unbefangenen muß bei dieser Verhand¬ 
lung die Ueberzeugung sich aufdringen, daß die Protestanten 
keine Verständigung wollten. 
Indessen dieses in Wien vorging, standen die Oberöster¬ 
reicher in lebhaftem Briefwechsel mit den Böhmen. Eine aber¬ 
malige Aufforderung der böhmischen Directoren vom 2t. Sep¬ 
tember 1618 forderte sie auf, dem Feinde keine Unterstützung 
und seinen Kriegsvölkern keinen Durchzug zu gestatten. Die 
böhmischen Generale im Lager zu Rudolfstadt verlangten am 
27. November eine kategorische Erklärung, wessen man sich 
von den Ständen ob der Ens zu versehen habe? Würden etwa 
die kaiserlichen Völker sich über Krumau nach Oberösterreich 
zurückziehen, so werde man sie auf dem Fuße verfolgen ; sonst 
aber wollten die Generale keine Feindseligkeit gegen das Land 
üben. 
Die Antwort lautete so freundschaftlich, als möglich, und 
bewog auch die Directoren, welche aus derselben gute Gesin¬ 
nung für ihre Sache erkannt hatten, zu einem wiederholten 
Schreiben, dessen Mittheilung seinem Hauptinhalte nach nicht 
zurückgehalten werden darf. »Die Directoren ergreifen die Ge¬ 
legenheit, den eben im Landtage versammelten Ständen ihre 
freundschaftliche und nachbarliche Affection zu eröffnen. Das 
*) Caraffa 1. c. 80 bemcrkt sehr richtig: quibus verbis nihil 
aliud Austriaci petebant, nisi ut principem facerent servum 
et subditorum mancipium.
	        
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