Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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bemerkt hatte, mir noch darauf an, die gemachten Concession 
nen auch durchzuführen, und das Königthum »pro forma« war 
vollendet. Allein hierin hatten es die Sieger in ihrem trunkenen 
Uebermuthe in etwas versehen. Sie, die um ihrer Rechte und 
Freiheiten willen gegen ihren Kaiser und König zu den Waffen 
gegriffen, die das Recht, ihnen selbe auch in mehr als zweifel¬ 
haften Fällen nur um ein Jota zu schmälern, in solcher Weise 
bestritten, erkannten den kathol. Ständen durchaus keines zu, 
und wollten den König dazu verhalten, in jener Namen uralte 
Rechte fahren zu lassen; die Katholiken aber, gutwillig anzu¬ 
erkennen , was K. Matthias, ohne sie nur gehört oder gefragt 
zu haben, zugesagt. Den Schlüssel zu einem solchen Benehmen 
gibt uns eine Aeußerung Tschernembl's: »Am Adel liegt alles; 
wann der zufrieden gestellt, so haben die Geistlichen und Prä¬ 
laten nichts zu difficnltiren; . . von den Adeljchen sind kaum 
La Individuen auf Seite der Katholischen, hingegen auf Seite 
der Protestanten über Zoo. Da also die Prälaten nicht zu ach¬ 
ten, die Städte und der größte Theil des Adels der Partei der 
Horner-Stände angehören, so machen sie die Stände aus.« *) 
Das wollten aber eben die katholischen Stände nicht so un¬ 
bedingt anerkennen, sondern sie erklärten, weit entfernt, ihr 
Lodesurtheil gutwillig zu unterschreiben, daß zwischen den pro¬ 
testantischen Ständen und ihnen keine Capitulation geschloffen 
worden; was der König auf der Protestanten Anbringen resol- 
virt, fechte sie nichts an; da die Capitulation kein gemeines 
Werk, so sey sie für ihren Theil unverbindend. Man habe sie 
ganz übergangen, nie gehört. Auch die Bischöfe von Passa» 
und Klesel, als Bischof von Wien und Neustadt protestirten 
auf das feierlichste gegen Anerkennung der Capitulation. Da¬ 
durch wurde es der landesfürstlichen Macht möglich gemacht, 
aus der niedrigen Stellung, welche sie den Horner-Ständen 
gegenüber einnehmen mußte, wieder sich zu einem Standpunkte 
über den Parteien zu erheben, und einen Theil des verlorenen 
Ansehens zurückzunehmen, indem K. Matthias behauptete, es 
liege in seiner Pflicht als König die Rechte aller seiner Un¬ 
terthanen gleichmäßig zu schützen. **) 
*) Relation 39 und 40. 
**) Raupach IV- 3to-
	        
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