Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

205 
her die Horner-Stande auf. Krieg schien unvermeidlich, und 
es war auch schon sogar zu kleinen Gefechten zwischen den kö¬ 
niglichen und ständischen Truppen gekommen; Matthias schien 
Oesterreich eben so schnell wieder verlieren zu sollen, als er es 
gewonnen hatte, da sich die Stände selbst mit dem Kaiser in 
einen gefährlichen Briefwechsel gefetzt hatten. 
Endlich trat nach einem vergeblichen Versuche des Erzher¬ 
zogs Maximilian, den Frieden zu vermitteln, Mähren zwischen 
die streitenden Parteien. 
Nie hörte ein Fürst von Oesterreich eine so übermüthige 
Sprache, wie Matthias während dieser Verhandlung, beson¬ 
ders aus dem Munde Tschernembl's; nie mußte sich einer so 
entehrende Anträge machen lassen, die den König selbst zu der 
Aeußerung veranlaßten: »Es sey den Ständen nicht zu thun 
um Ruhe und Frieden, sondern nur um einen König xro for¬ 
ma zu haben; nie auch wurde einer zu einem so erniedrigenden 
Vertrage genöthigt, wie die sogenannte Capitulations-Resolu¬ 
tion , in der Matthias in allen Punkten nachgeben mußte, und 
die Rechte seiner Krone, der katholischen Religion und Stände 
vollständig aufgeopfert hätte, wäre es möglich gewesen, sie 
durchzuführen. Aeußerst empfindlich mochte dem K. Matthias 
fallen, daß die Stände alle Gründe, deren er sich selbst vor 
einem Jahre gegen den Kaiser bedient hatte, gegen ihn wende¬ 
ten. Machte er ihnen Vorwürfe über ihre Rüstungen, so wurde 
ihm erwiedert, sie seyen so wenig gegen ihn gerichtet, als früher 
die seinigen gegen den Kaiser; wagte er leise Zweifel gegen 
ihre Treue, so hieß es, auf seine Aufforderung sey man gegen 
den Kaiser gezogen, weil er der Länder Freiheit unterdrückt, 
obgleich man ihm mit Gelübd verbunden; es könne also auch 
nicht unerlaubt seyn, *) ihre Freiheit sicher zu stellen, bevor 
sie das Gelübd leisten. 
tzung geschickt, bestätigen auch die oberösterreichischen Abgesandten 
zu Horn in einer Relation, sagend, daß sich Gesandte der Union 
daselbst befinden, daß man mit Thuen, den Hussiten in Böhmen 
rc. fleißig correspondire. 
*) Einige Proben aus den Reden Tschernembl's, die er zum Theile 
vor König Matthias selbst hielt, mögen hier stehen. Am 7. März: 
Bis dato haben sie (die Protest. Stände) sich noch mit keinem 
andern Herren eingelassen, aus Hoffnung, der König