Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Die Acten dieser Untersuchung sind ein unverdächtiges 
Document für unsere aufgestellten Behauptungen.*) Backmei¬ 
ster fand/ daß »die Erkäntnis und Geschicklichkeit vieler Pre¬ 
diger sehr mäßig.« Einige derselben mußten sogar erinnert 
werden/ sich die Augsburgische Confessio» zu kaufen/ und ihre 
Theologie besser zu lernen. Ja selbst die Symbola wußten 
manche nicht einmal. Viele besaßen entweder keine/ oder doch 
keine ganze Bibel — daher erstaunliche Unwissenheit selbst in 
solchen Dingen/ welche Kinder wissen sollten/**) und die 
Folge roher Unwissenheit — ein anstößiger Wandel. ***) 
Zu allem diesem kam nach dem Geständnisse Backmeisters 
noch der Kitzel der Stände/ sich eine Religion eigenen Ged un¬ 
ke ns zu machen und sich in den Streit ihrer Theologen zu men¬ 
gen. Der Landmarschall Roggendorf selbst jagte zwei seiner 
Bauern davon/ weil sie an den flacianischen Satz/ daß Mensch 
und Sünde gleichbedeutend sey/ nicht glauben formten.****) 
In Steyer hingegen und an andern Orten im Lande ob der 
Ens vertrieb man ohne Unterschied Bürger/ Bauern/ Kinder 
und Bettelweiber/ die Anstand nahmen/ den Meinungen der 
Aceidenzer beizupflichten. *****) Ein mächtiger Begünstiger 
der Flacianer war auch Rüdiger von Starhemberg/ und rief 
die wüthendsten derselben nach Eferding; andere Landleute wa¬ 
ren der entgegengesetzten Ansicht/ und beriefen Prediger nach 
ihrem Sinne. Da wurde nun ingrimmig losgedonnert: Lei- 
chenpreiser/ Fleischpreiser/ Grabsünder/ Cadaveristen/ Kno¬ 
chenschänder/ neue Rumpelgeister und Eprcuräer/ waren die 
gewöhnlichen Kraftworte/ womit die heilsbegierige Gemeinde 
gespeist wurde. Der bekannte Spangenberg/ welcher vermit¬ 
teln wollte/ wurde von dem wüthenden Johann MagdeburgiuS 
dem Teufel übergeben/ verflucht und gebannt/ als ein alter 
Narr, Thor und Ketzer. Starhemberg selbst/ endlich des 
*) Naupach ließ sie abdrucken im 11!. Theile seines Werkes. 
**) L. c. 3 2 3. 
***) Der Superintendent Dr. MuSculus zu Frankfurt a. d. O be¬ 
kennt, daß er sehr viele für Oesterreich ordinirt, die entwe¬ 
der sehr geringe, oder gar keine NeligionSkenntnisse besessen. 
1. c. Beilagen 14. 
****) L. c. 218 und Beil. i3 2. 
*****) L. c. 18 9.
	        
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