Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Mann, den Bischof Nausea von Wien ausgenommen, befand 
sich in ganz Oesterreich, der auf das bevorstehende Concilium 
geschickt, ein Wort zu sprechen gewußt, oder im Stande ge- 
wesen wäre, die Sache der Religion nach Gebär zu verfech¬ 
ten. Oesterreich ob der Ens ging auf der Bahn der Neuerung 
den andern österreichischen Landen voran, indem schon 1544 
an vielen Orten die alten Gebräuche vollständig beseitigt und 
ein neuer Ritus eingeführt war.*) Auf vielen Schlössern, 
zum Theil auch auf Pfarren befanden sich Prädicanten, wie 
zu Losensteinlciten und Stadelkirchen, deren 1536 Meldung 
geschieht, **) zu Tollet schon 10 Jahr früher. Um die näm¬ 
liche Zeit hatte Graf Georg von Schaunberg einen Prediger 
der neuen Lehre nach Eferding berufen, und in der dortigen 
Pfarrkirche den alten Gottesdienst abgeschafft. Der neue Glau- 
bensb.vte benahm sich indessen so unbescheiden, daß er auf Be¬ 
fehl des sonst so nachsichtigen K. Ferdinand wieder entfernt 
werden mußte und des Landes verwiesen wurde. 
Graf Georg leistete zwar für den Augenblick Gehorsam; 
rief aber den Prädicanten alöbald wieder zurück. Als K. 
Ferdinand neuerdings Entfernung gebot und auf der Forde¬ 
rung bestand, so erholte sich der Graf Rathes bei dem kur- 
fächsifchen Kanzler Brück, und wie scheint, auch bei Luther 
selbst und unterwarf sich den Befehlen Ferdinands erst dann, 
als jener Unterwerfung und Gehorsam empfahl. Wegen des 
bewiesenen Ungehorsams ertheilte ihm der begütigte König so¬ 
gleich einen Begnadigungsbrief am 20. November 1545. ***) 
cum ab iis qui poterant et debebant nullae aut perexiguae 
adversus intestinos hostes agerentur excubiae, nulla pasto¬ 
rum vigilantia perditorum hominum cohiberetur impietas. 
Nimirum possidendi caeca cupiditas vivendique vesana li¬ 
bertas sursum deorsumque miscebat omnia, quarum pe¬ 
stium altera Principes , altera populos exercebat. 
*) Naupach 1. c. II. 65. 
**) Prevenhuber 1. c. 255. 
***) Ferdinands Grundsatz, den er den Veschlussen einer Provincial- 
synode zu Salzburg gegenuber, zum Theil rnit grotzer Bitter- 
keit, auch durch eine Gegenschrift der Stande gegen die Ve- 
schlusse derselben angefeuert auSspeach, war: »in so schwe- 
r e r Z e i t m u s s e m a n j e e t w a § u b e r s e h e n o d e r 
nachgebeni« Vorzuglich lag ihrn damals der Laienkelch und
	        
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