Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Fortschritte der Reformation. Ihr Eindringen in 
die Klöster, und insbesondere in das zu 
Wilhering. 
Der Protestantismus griff immer mehr um sich, hatte schon 
, alles durchsäuert, und drang selbst in die Klöster ein. WaS 
gegen sein Überhandnehmen gethan wurde, war ohnmächtig, 
weil bloß äußerlich, ohne Ernst und Kraft. Daö schlimmste in 
der Sache war, daß man selbst von der Seite her, die sich den 
Schutz des alten Glaubens zur Pflicht gemacht hatte, durch 
die Noth der Zeiten sich zu Maßregeln gezwungen sah, welche 
den Wünschen der Neuerer entgegen kamen. K. Ferdinand ver¬ 
bot zwar allen Söhnen seiner Unterthanen den Besuch der hohen 
Schule zu Wittenberg; *) er suchte durch Edicte der Verbrei¬ 
tung zu wehren; sie lehren aber nur, wie weit es schon gekom¬ 
men, da selbst die Bern ach läßigung der Taufe unter¬ 
sagt werden mußte. Als bei der verderblichen Wendung des 
Türkenkrieges K. Ferdinand den guten Willen der Stände im» 
t mer neuerdings wieder in Anspruch zu nehmen genöthigt war, 
und in den zu diesem Zwecke zusammenberufenen Landtagen das 
Geschrei um Religionsfreiheit immer ungestümer wurde, mußte 
er froh seyn, nur der öffentlichen positiven Gewährung zu ent¬ 
kommen, — im Stillen duldete man, was nicht zu ändern 
war. **) 
Es ist merkwürdig zu vernehmen, welche Sprache die 
Stände ihrem katholischen Landesherrn gegenüber führen 
dursten; es ist ein Beweis der Verlegenheit desselben, solche 
Dinge fast ungeahndet hinnehmen zu müssen. Auf einem Aus- 
schußtage der N.Oest. Lande zu Prag überreichte man***) dem 
Könige eine Bittschrift, oder vielmehr eine sehr langweilige Pre¬ 
digt über das herrschende Sittenverderbniß, über den daraus 
hervorgehenden Zorn Gottes und dessen Strafe, welche sich im 
*) Am z. April 1539 (Raupach I. 3i). Indessen befanden sich un¬ 
geachtet dieses Verbotes 1544 die Enkel der Dorothea von Jör- 
ger, der Wittwe des Landeshauptmannes Wolfgang zu Witten¬ 
berg, unter Luther's Aufsicht, und erhielten ihre Bildung durch 
den bekannten M. Georg Major (Raupach H. or). 
**) Prevenhuber, Steyrisch Chronik. 260. 
***) Am i3- December 1542.
	        
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