Volltext: Rußland

Die Grenzmarken. 343 
Liga, in der nur die alte Aufstandsbewegung der Schlachta wieder neu 
aufgelebt war, zurückdrängte. 
Unter dem Einflüsse der Liga schlossen sich dagegen die bewußt natio 
nalen Kreise in der Nationaldemokratie zusammen. Ihr Programm ist 
1886 erschienen; es spricht sich für eine Unabhängigkeit von den augen 
blicklichen politischen Bedingungen, die Schritt für Schritt erkämpft 
werden sollte, aus. 
Soweit gedieh die Parteientwicklung unter Alexander III. Die 
Arbeiter, ein Teil der Intelligenz, der große Teil der fortschrittlichen 
Jugend gehörten zur P. P. S., der Hauptteil der Intelligenz, das kleine 
Bürgertum und der geringe Prozentsatz an Bauern, der überhaupt schon 
gewonnen war, zur Nationaldemokratie. Für sich standen noch das Groß 
bürgertum und die Großgrundbesitzer; beide Gruppen sind fast bis zur 
zweiten Hälfte der 90er Jahre gegen jede politische Tätigkeit gleichgültig 
gewesen. Ihre politische Organisation beginnt erst mit der Thronbesteigung 
Nikolais II. und den Hoffnungen, die sich an ihn knüpften. Da entsteht 
die dritte Gruppe der „Ugodowzy". 
Der Ansatz zur Entstehung dieser „Versöhnler" — der Name kommt 
von Ugoda: die Versöhnung — oder „Realpolitiker" liegt schon in der 
zweiten Hälfte der 70er Jahre. Das Programm der „Aussöhnung mit 
dem Geschick" ging zunächst aus dem Kreise jener Positivisten hervor; dazu 
kam die kapitalistische Entwicklung und die Aussicht auf d'e Märkte in 
Zentralrußland und im fernen Osten. Seit 1881 gab es als Organ des 
Großgrundbesitzes dafür das von Erasmus Piltz geleitete „Slowo", seit 
1882 die von demselben Piltz begründete und herausgegebene Wochenschrift 
„Kraj" (eingegangen 1909). Piltz und vor allem der 1906 verstorbene 
W. D. Spassowitsch waren die Hauptköpfe dieser Richtung. Ihr Blatt war 
das Sprachrohr des Teiles des polnischen Adels, der sich der russischen Regie 
rung nähern wollte, nach dem Vorbild der galizischen Aristokratie, die 
sich mit dem Geschick ausgesöhnt hatte und dafür eine bevorrechtigte 
Stellung im Staate eingetauscht hatte. Aus dem Bürgertum traten die 
vielen fremden Elemente dazu, die mit dem polnischen Nationalismus 
nichts gemein hatten, auch wenn sie polonisiert wurden, die unter dem 
Schutze der russischen Regierung und ihrer Zollpolitik standen und die durch 
die Besorgnis vor der anschwellenden Arbeiterbewegung erst recht auf die 
Seite der Regierung getrieben wurden.
	        
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