Volltext: Rußland

IX. Kapitel. 
Der Machtstaat. 
I. Wesen, Richtungen und Träger der Machtpolitik. 
Das Wesen der russischen Machtpolitik wurde, indem zunächst alle 
ideologische Verkleidung abgestreift und der Hintergrund großer, die Real 
politik beeinflußender Jdeew) ignoriert wird, schon bezeichnet^). Der im 
Herzen eines Kontinents neu entstehende Staat suchte Landgrenzen und 
Häfen. Die erstere Tendenz formulierte die berühmte Zirkulardepcsche 
Gortschakows vom 16. November 1864 am besten, deren Sinn auf die 
ganze russische Expansion, auch die in der Vergangenheit und gegen 
Europa, angewandt werden kann: „Der Prozeß der Eroberung muß hier 
(gegen Asien) fortgehen, bis die siegreiche Macht ihre Grenzen vorge 
schoben hat bis zu denen eines Staates, der Bürgschaften für die Auf 
rechterhaltung der Ordnung in sich bieten kann." Diese Sätze begründen, 
ohne es zu wollen, gleich gut den geographischen Zwang dieser binnen 
ländischen Expansion wie ihre unberechtigte Überspannung. Eine Grenze 
setzt ihr danach nur ein geordneter Staat, d. h. die sich ihr entgegenstellende, 
mit allen modernen Mitteln gewappnete Macht, die sie unüberwindlich 
aufhält. Objektiv urteilen zu wollen, wo sonst die Grenze zu ziehen sei, 
an der die berechtigten Ansprüche aufhören und diese Politik abenteuerlich, 
uferlos und sinnlos wird, ist kaum möglich. Witte hat gesagt, daß „dieses 
unermeßliche Rußland vor allem jetzt an seinem Umfange krankt" und 
Fürst Gregor Trubezkoi schreibt: „Der ungeheure territoriale Umfang 
Rußlands schließt den Wunsch nach jedem weiteren Landzuwachs aus, der 
den ohnehin ungefügen Staatsapparat nur noch komplizierter gestalten 
würde." Diese Ausdehnung hat ja auch zu einem Umfang geführt, den 
^ Darüber s. Kap. 12. 
*) S. oben 5. 13. 24. 26 f.
	        
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