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Franken das Feld und den Besitz des ziemlich entvölkerten Landes behauptet/)
das sie nun Bajubaria, Bajuvaria, Bavaria, Bayern nannten,
und mit dem Auftreten dieses Volkes der Bajuvarier, dessen Abkömmlinge
noch zum Großtheile da wohnen und welches eine lange bleibende Herrschaft sich
errungen hatte, trat für unser Land, für unsere Gegenden eine große Veränderung
ein, es zeigten sich die Keime einer neuen Zeit des in vielfacher Beziehung so eigen¬
thümlichen Mittelalters!
Darr der Dirrg ui Scharding
circa 520.
Die Bayern, ein tapferer, origineller, ächtdeutscher Volksstamm, hul¬
digten mittels ihrer angestammten Herzoge der Oberherrlichkeit der Frauken, die
seit 496 sich zum Christenthume bekannten, und so konnten denn sie, ihre Herzoge
und Optimalen, die noch dem Heidenthume anhiengen, inmitten einer christlichen
Bevölkerung 2) nicht mehr zurückbleiben; der Werth und die Nothwendigkeit der
christlichen Kirche in Bayern wurde gefühlt. Regintrude, die Gentalin des
Herzogs Theodo II., eine fromme, staatskluge, fränkische Prinzessin, wußte Rath
und Hilfe; der heilige Rupert wurde 580 aus Worms an den Hof nach Regens¬
burg berufen, und trat, des heiligen Berufes voll, vor Herzog Theodo II. auf,
der sich auch mit dem Adel und dem Volke unter das Joch des Kreuzes beugte.
Rupert gab dem Lande und dem Volke nicht nur in religiöser uud sitt¬
licher, sondern auch in wirtschaftlicher Beziehung eine neue Gestaltung und neues
Leben, unb führte die Bayern in die Reihe der eiüilisirten Völkerschaften ein.
Und in ber That! Unter betn Schirme ber Agilulfinger hatte sich Bayern,
vorzüglich unter ber sörberlichen Beiwirknng ber Kirche zu einer erfreulichen Blüthe
emporgehoben; es regte sich allmählich wieber ein frisches Leben zu Thal unb
Berg, an ben Seen, Strömen, Flüssen unb auf ben Höhen; aus ben Ruinen ent¬
stauben neue Orte; auch das Castell zu Schärbing erhob sich neuerdings
aus seinem Verfalle, unb nm basselbe herum unb vorzüglich längs des User-
gestabes siedelten sich verschiedene Bewohner an unb erbauten sich einen Burg¬
slecken. Die Bayern nannten diesen Ort, der felsigen Lage und der zahlreich aus
dem Strome hervorragenben Klippen ober Scheren wegen, nach ihrer Sprach weife
Scherbing, Scharbing, b. i. Ort voll Klippen?)
1) Einige Geschichtsschreiber, so auch Jornandes, halten diese Bojoarier für Ueber-
reste und Abkömmlinge der alten Bojer, die sich in den Wohnsitzen, woraus sie früher vertrieben
worden waren, niedergelassen haben. Pez. script. rer. austr. Tom. I, ad 508.
2) Denn die den Bayern zinspflichtig gewordenen, ursprünglich eingebornen Romanen
und Gothen waren Christen, und hatten an vielen Orten sich ihre Seelsorger, ihren Gottesdienst
und ihre Kirchen bewahrt.
3) Scar, Skär, schwedisch: Klippe; Score, englisch : Küste; daher auch die Scherenflotte;
der Schärler, der Steuermann auf den Salzschiffen der Salzach und des Inns, der die Klippen