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matt in beut etwas schwärzlichen Boden deutliche Spuren einer Verbrennung, ge¬
brannte, gebrochene Ziegelstitcke, wieder ein Unterkiefer mit der vollen Reihe gut
erhaltener Zähne, Knochen von Menschen, und wieder zwei Armbänder der an¬
gegebenen Art, das eine gebrochen, das andere dagegen vortrefflich erhalten und
mit dunkelgrüner Patina ausgestattet. Zugleich wurden zwei Schildhütchen (tituli)
ausgegraben, die auch im skandinavischen Norden öfter vorkommen. Die etwas
plumpen Armbänder, bereit innerer Durchmesser 3 Zoll mißt, sind wohl überhaupt
eine sehr seltene Erscheinung?)
Zn Jngling, einem in der Nähe der Innstadt-Passau gelegenen
Dörfchen der Pfarre Schartenberg, wurden 1861 bei der Ausgrabung der Grund¬
festen zu einem netten Gebände 15 »ach der Aussage Anderer 9 — unter dem
Namen „Regenbogenschüsselchett" bekannte Goldmünzen keltischen Ursprunges ge¬
funden, deren Prägung in das 4. Jahrhundert v. Chr. gesetzt werden darf.2)
Jedenfalls erkennen unb besitzen wir hierin so verschobene Monumente bes
in unserem Lanbe seßhaft gewesenen keltischen Volkes. Aber auch so viele unserer
Orts-, Fluß- und Berg-Namen enthalten unverkennbare Nachklänge ber keltischen
Sprache: so z. B. Donau, Inn, Jlz, Keßlach, Pratit, Autesiu, Tratuach, Aschach,
Traun, Metinach, Matich, Rot u. bgl.3)
Circa 25 Johre v. Chr. griffen bie weltbezwingen'oen Römer, bie ihre
Reichsgränze bis an bie Donau vorschieben wollten, zuerst bie Noriker, nicht lauge
hernach auch bie westlich von ihnen wohnenben Viubeliker att, bezwangen sie in
mehreren blutigen Gefechten, unb unterwarfen sich beren Länber bis zur Donau;
es trat nun eine große Umgestaltung bes Lanbes ttttb bes Lebens ber Be¬
wohner ein.
Die unterjochten Provinzen Noricum unb Vittbelicien würben ganz nach
römischem Fuße verwaltet, wenn auch in manchen Zweigen ein Schein ber alten
Form bes freien keltischen Gemeinwesens, bie freie Ausübung ihrer angestammten
i) mtö 2) Archäologische Nachlese von I. Gaisberger. Linz 1864, pag. 64, 65 und 68.
,2) In der Nähe von Siegharting wurde 1864 bei Abräumung eines Steinblockes in
einer Tiefe von 5 Fuß ein sogenannter Kelt, d. i. ein aus der Keltenzeit herrührender Streit¬
oder Stein-Meisel aus Bronze, 5" lang, an der Schneide IV4" breit mit vier übergestülpten
Lappen aufgefunden; die Schneide war nicht geschlissen, sondern gedengelt.
3) Was den religiösen Cultus der Kelten betrifft, so hatten sie fein Tempelgebäude,
sondern nur heilige Stätten in freier Natur, in auf hohen, weithin sichtbaren Bergen befindlichen
düsteren Wäldern und Felsengruppen; diese Stätten waren gewöhnlich mit Steinen im Kreise
umschlossen und in der Mitte war der Opserstein, eine Steinplatte auf Pfeiler gestützt, oder
auch zwei übereiander gelegte Steinblocke, sogenannte Wackersteine. Nicht nur Thiere, sondern
auch Menschen wurden geopfert. Die Priester hießen D r u i d e n , die Priesterinen D r u i d i n e n ,
A l r u n e n. Solche Cultusstätten waren auf dem F r 0 h n bei Schartenberg, auf dem A m e i s-
berg bei Neufirchcndorf und bei Berndorf in der Pfarre Kopfing, auf dem Kirchberg
bei Andorf, auf der Höhe des Hochschachen bei Eckerding; der bei Berndorf noch vorfindliche
Opferstein — Wackerstein — ist unter dem Namen I u n g f e r n st e i n bekannt. Bei demselben
fanden sich in einer Tiefe 24—30" Kohlen aus Eichenholz und ein Steinbeil zum Zerlegen
des Opferfleisches vor. Anm. des Verfassers.
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