Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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aller und jeder Burger, so de anno 1521 zum Bürgerrecht gekommen, und noch 
fürhin zugelassen und aufgenommen werden" angelegt. 
Im Jahre 1595 ließ Herzog Wilhelm um die Ringmauern der Stadt 
Schärding, zur mehreren Befestigung, neue Außenwerke, Wälle und Bastionen auf¬ 
führen; deßhalb mußten viele außerhalb des Stadtgrabens befindliche Gärten, 
Aecker und Wiesen anfgekanft, mehrere Häuser, als im Wege stehend, demolirt 
werden. Dieser Festungsbau dauerte mehrere Jahre. Am 7. Oktober 1599 ging 
die bayerische Landschaft den Propst Magnus Keller von Reichersberg an, im 
Namen derselben sich nach Schärding zu begeben, und das für die Vollendung des 
Festungsbaues noch erforderliche Materiale beischaffen zu helfen?) 
Denn es sollte Schärding eine gegen eventuelle feindliche Ein- und Ueberfälle 
hinlänglich gesicherte Gränzfestuug werden, wodurch Bayeru's Marken sowohl gegen 
Oberösterreich, wie gegen Passau wohl gedeckt und geschützt werden konnten. Dettu 
im Lande ob der Ens, wie auch im Passancr Gebiete war ein fast allgemeiner 
Aufstand der Bauern ausgebrochen (1594), dessen nächste Veranlassung die er¬ 
zwungene Rückkehr zur alten katholischen Kirche war, die entferntere aber das 
Streben, sich vom Unterthänigkeits - Verhältnisse zu deu Gruudobrigkeiteu frei zu 
machen. Die Zahl der Empörer stieg auf 50.000 Mauu, die alle sich bewaffneten 
und Pässe uud Verhaue machten; mit wenigen Unterbrechungen dauerte diese 
Rebellion drei Jahre, bis es 1597 gelang, dieselbe zu bewältigen. Doch weil nie 
ernste Maßregeln dagegen ergriffen wurden, den vielseitigen Beschwerden der ge¬ 
drückten Unterthanen nie gründlich abgeholfen wurde, so war hiemit der Geist der 
Unzufriedenheit, der Widerspänstigkeit, der Abneigung zur Rückkehr in die katholische 
Kirche keineswegs im Keime erstickt worden; im Gegentheile loderte der Aufruhr 
nach 30 Jahren von Neuem in hellen Flammen unheilbringend wieder empor. Uud 
dieser rebellische protestantische Geist in dem benachbarten Oesterreich war auch auf 
die angrenzenden bayerischen Landestheile nicht ohne Rückwirkung geblieben. 
Im Jahre 1598 übergab Herzog Wilhelm V. die Regierung, welche er in 
kräftigere Hände legen wollte, seinem Sohue Maximilian; er selbst führte, fern von 
allem Geräusche der Welt, ei« abgeschiedenes; fast klösterliches Leben, als Vater 
der Armen, Kranken und Bedrängten gepriesen, uud starb im Jahre 1626?) 
*) Geschichte des Stiftes Reichersberq, von B. Appel. S. 247. 
2) A. Buchn er's Geschichte von Bayern, VII. Bd., S. 201—300. 
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