Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

— 141 — 
tigkeit, nämlich dem bayerischen Landrichter zu Schärding (Friedrich Hauzenberger 
zu Sohl) überliefert, der den Hinrichtungsakt vollziehen lassen mußte, weil der Bis- 
thnms - Administrator dagegen war, daß die Verbrennung zu Passau vor sich gehe. 
Leonhard Käser war wohl seiner Irrlehren wegen gefänglich einge¬ 
zogen und in Untersuchung genommen worden, aber nicht wegen Ketzerei, die nur 
als ein Nebenvergehen behandelt wurde, sondern vornehmlich wegen Aufreizung 
der bayerischen Unterthanen, deren er sich in der Gegend von Schärding und 
Schartenberg schuldig gemacht hatte, durch das Urtheil des Herzogs Wilhelm von 
Bayern, der ein Eiferer für die Bewahrung der Reinheit der katholischen/ Lehre, 
unter Androhung der Todesstrafe die Verbreitung der Lehre Luther's und jedes 
Aufreizen zur Empörung in seinen Staaten verboten hatte, zum Fenertode vernr- 
theilt?) Die Hinrichtung wurde am 16. August 1527 zu Schärding, außerhalb 
der Stadt am sogenannten Gries oder Sand, d. i. an dem unterhalb des soge¬ 
nannten Krant- oder Hopfen-Gartens gelegenen Jnnnfer, im Beisein einer großen 
Volksmenge an Leonhard Käser vollzogen, der mit heiterem Antlitze zum 
Tode ging, und betend auf dem Holzstoffe starb?) 
Noch mehr Hinrichtungen geschahen 1528; und noch strenger wurde mit 
den Wiedertäufern, andern Sekten und Schwärmern verfahren?) 
1) Dr. Luther selbst beschreibt diese Geschichte unter dem Titel: „Von Leonhart 
Kaiser in Baiern um des Evangelium wegen verbrannt." Wittenberg. Latina editio Vol. It. 
epist. Luth. pag. 329. Germ. op. Luth. Tom. 19, pag. 382. Lipsite. Luther verdankte seine 
Nachrichten über diesen Gegenstand dem Magister Michael Stiefel, ersten Prediger des 
lutherischen Glaubens in Oesterreich und Schloßprediger zu Tolet. L. Käser wurde vornehmlich 
durch den Umgang und durd) die Correspoudenz mit dem M. Stiefel, in welchem er seinen 
Lehrmeister verehrte, verfahrt uud iu seiner Halsstarrigkeit bestärkt; denn L. Käser unterhielt 
mit ihm während der Gefangenschaft in Passau einen lebhaften Briefwechsel und schickte ihm 
sogar die Verhörsakten in Abschrift zu, mit der Bitte, ihm zu rathen, was er thun solle; Stiefel 
bestärkte ihn in seinen Irrthümern und forderte ihn auf, standhaft bei seinen Grundsätzen zu 
verharren. L. Käser unterhielt an einem gewissen Orte in Bayern einen Schulmeister, deu er 
seinen Ulrich nennt, auf eigene Kosten, der einigen Knaben die Gründe der evangelischen Religion 
beibringen mußte. Raupach's „Erläutertes evangelisches Oesterreich ." 4. Hamburg 1736. 
S. 39. I. Lenz's historisch-topographische Beschreibung der Kreishauptstadt Passau. I, S. 215. 
Kirchliche Topographie des Erzherzogthums Oesterreich, Dekanat Peuerbach. Wien 1839. S. 166, 167. 
2) Man gab vor, bei Käser's Hinrichtung seien Wunder geschehen. Dr. Eck aber schreibt 
darüber: „Zuletzt kommen die Erzlügen, nämlich die Wunder, um seinen Glauben zu bestätigen." 
Er wolle statt seiner den Augenzeugen, den Landrichter von Schärding, reden lassen, von dem 
Herzog Wilhelm, durch das Geschrei der falschen Wunder bewogen, einen Bericht abforderte. 
Dieser erklärte: „Daß er weder vor, noch nach der Hinrichtung am Holzstosse oder am Ver¬ 
brannten etwas Sonderbares bemerkt habe." Mauser in der katholischen Zeitschrift für Wissen¬ 
schaft und Kunst. 111. Jahrgang, IV. Heft, S. 154. Nach Käser's tragischem Ende fand sich Magister 
Stiefel, aus Furcht vor einem ähnlichen Lose genöthiget, eiligst aus Oesterreich zu seinem 
Meister nach Wittenberg zu entfliehen. 
3) So wurde der Pfarrer zu Braunau, der ein regul. Chorherr von Nanshosen war, 
und im Erzstifte Salzburg die Wiedertäuser'sche Schwärmerei Heimlid) verbreitet hatte, ertappt, 
nach Salzburg geliefert und nach geschehener Degradation auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 1527. 
Zauner's Chronik von Salzburg, V. Theil, S. 120.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.