Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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bewogen werden konnte. Durch sein Beispiel, durch seine aufwiegelnden Schriften 
wurden Viele, die schon tief in die Sinnenlüste versunken waren und nach Unge¬ 
bundenheit strebten, zu seinen Ansichten hingezogen, aber eben dadurch in ganz 
Deutschland eine beklageuswerthe Verwirrung und Kirchenspaltung herbeigeführt, 
denn Luther nahm zum Wahlspruche seiner vorzüglich aus die unteren Volksklassen 
berechneten Volksumwälzung die Worte: „Kraft, Licht und Freiheit;" 
doch der erhitzte Pöbel misdeutete vor Allem das verhängnisvolle Wort Freiheit, 
und glaubte nun die Befugnis zu haben, Alles zu thun, was ihm gelüste. So 
kam es, daß Deutschland in kurzer Zeit der blutbefleckte Schauplatz der traurigsten 
Parteiungen der Gemüther, der wildesten Zerstörung aller staatlichen und bürger¬ 
lichen Ordnung wurde. 
Schott 1525 brach in Schwaben, in der Pfalz, in Thüringen, Franken 
und auch im Salzburgischen der berüchtigte Bauernkrieg los, den die Reformation 
zwar nicht unmittelbar, aber doch mittelbar verursacht hatte. Denn die schwäbischen 
und fränkischen Bauern verstanden unter der ihnen gepredigten geistlichen Freiheit 
nicht blos die Befreiung von der Gewalt des Papstes, sondern auch das Loswerden 
von der Herrschaft ihrer Gebieter und Gutsherren, von allen Giebigkeiien, Gilten, 
Zehenten und Roboten 2c. Sie ergriffen gegen ihre Herren die Waffen und schlugen 
deren so viele todt, als sie ihrer habhaft werden konnten, raubten, plünderten, 
brannten nnd verübten sonst die gottlosesten Gräuel; erst nach zwei Jahren war dieser 
verderbliche Aufruhr gedämpft, nachdem mehr als 100.000 Menschen nm's Leben 
gekommen und mehr als 1000 Schlösser, Klöster und Kirchen verwüstet worden waren. 
Nicht minder drohte Oesterreich von einem unseligen Bürgerkriege zerfleischt 
zu werden, denn Lnther's Ansichten hatten sich schon vielfach unter dem gemeinen 
Volke, besonders aber unter dein freiheitslüsternen Adel verbreitet. 
Auch Jnnbayeru stand in Gefahr, von den Regungen des Aufruhres 
ergriffen zu werden, denn zu Schartenberg, um Münzkirchen und um Schärding 
herum hatten die Bauern bereits angefangen, gegen die Obrigkeiten und deren 
Anordnungen laut zu murren und sich aufzulehnen, und es zeigte sich, daß geheime 
Verbindungen mit den rebellischen Salzburgern und mit den oberösterreichischen 
Bauern obwalteten. 
Die Herzoge von Bayern hatten sich vorgenommen, jeder Empörung und 
dem Umsichgreifen der neuen Lehre in ihren Ländern kräftigst entgegenzutreten, 
wohl aber einige Reformen vorzunehmen. Sie fertigten ein Religions - Edikt aus, 
vermöge welchem alle Anhänger der Neuerungen gefänglich eingezogen und verwahrt 
werden sollten. Es wurde auch gegen jene, die den Ansichten Lnther's hartnäckig 
anhiengen, mit aller Strenge vorgegangen ; vornehmlich 1524 wurden viele Personen 
geistlichen und weltlichen Standes gefangen genommen, eingesperrt, verbrannt, auch 
hingerichtet; mehrere Professoren und sonstige Würdenträger ihrer Aemter entsetzt 
und des Landes verwiesen. 
Unter den zahlreichen Hinrichtungen, die zu jener Zeit in Bayern vorge¬ 
nommen wurden, wurde zu Schärding die des Priesters Leonhard Käser 
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