Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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nicht nur wurden Schloß und Stadt mit neuen Mauern, Thürmen, Bollwerken 
uud tiefen Gräben umgeben, die vielfach aus Holz gezimmerten Häuser verwan¬ 
delten sich in steinerne Gebäude, sondern auch die Gotteshäuser mit den geistlichen 
Stiftungen und die wohlthätigen Anstalten waren in jener Epoche entstanden?) 
Durch eine verkommene Soldateska in den vorhergegangenen Kriegen hatte 
eine allgemeine Verwilderung der Sitten, Ungebundenheit, ja selbst ein großes 
Sittenverderbnis im Volks- und Familienleben eingerissen. Außerdem waren Gottes¬ 
lästerung, Völlerei, Luxus, Spielfucht, Betrug im Handel und Wandel, Betrug 
durch sogenannte Zauberei, Wollust und sinnliche Ausschweifung im Schwünge; 
Die Zahl der öffentlichen Dirnen war groß und selbst kleinere Städte hatten ihre 
Bordellhänser. Statt der Begeisterung für Religion, für das Edle uud Schöne, 
statt der freudigen Aufopferung für das Vaterland herrschte nur Eigennutz uud 
Selbstsucht. Selbst das Rechtsgefetz, das Fundament der menschlichen Gesellschaft, 
hatte seine Kraft verloren; Niemand konnte zu feinem Rechte gelangen, indem die 
Richter in den Gerichtshöfen größtenteils zur Zahl der ans dem Stegreife lebenden 
Uebelthäter gehörende Ritter waren, daher vielfache Selbstrache, Tyrannei an 
Wehrlosen und Unterthanen, Drang und Zwang?) 
Doch mit dem Beginne des 16. Jahrhunderts wurde es allmählig anders; 
für Bayern wie für Europa hatte das so eigenthümliche, in mancher Beziehung 
großartige Mittelalter mit feiner Barbarei feinen Endpunkt erreicht; es begann 
nun eine neue Zeit zu dämmern; es zeigten sich die Keime einer großen Umge¬ 
staltung der Dinge in Betreff der Sitten, des Lebens und des Treibens der 
Menschen, des Verkehres und des Handels; große Aenderungen in politischer, 
religiöser und kirchlicher Hinsicht traten ein. Großartige Erfindungen wirkten ent¬ 
scheidend in das Leben ein; das Schießpulver uud die Kanonen führten eine andere 
Weise der Kriegführung herbei; die Buchdruckerei vermittelte die Verbreitung der 
Kenntnisse; Amerika ward entdeckt; es bildeten sich andere Grundsätze in Ansehung 
der Regierung, der Rechtsgelehrsamkeit, der Kriege; es vervielfältigten und vervoll¬ 
kommneten sich die Hand- und Kunstwerke, es steigerte sich die Cultur, es hob sich 
der Wohlstand für Stadt und Land. 
Mit Herzog Albrechts scheidender Sonne begann der Uebergang zu einer 
besseren ruhigeren Zeit, bis nach zwei Dezennien die Reformation Lnther's eine 
unselige Gährnng in den Gemüthern der Menschen, eine traurige Spaltung im 
religiösen wie im politischen Leben in ganz Deutschland herbeiführte. 
1) Diese Periode tragt das Gepräge, daß es nicht so sehr neue Klöster schuf, als 
vielmehr neue Kirchen und Kapellen, aus frommen Anlassen ditrcfi Adelige, Communen und 
Private erbaute, mit Gottesgaben und Seelgeräthe beftiftete; ingleichen entstanden in rascher 
Aufeinanderfolge zum Frommen der armen, leidenden Menschheit die Pfründenhäuser, Spitäler 
und Lazarethe und auch die Gründung öffentlicher Schulen, der höheren wie der Elementar- 
Schulen, fällt in jene Zeit. 
2) Zwischen 1484 — 1520 hatten sich die O b e r h a i m e r — Otmar, Mathaus, 
Bartholomäus, Georg, Warmund und Johann — auf Falkenstein, Marsbach, und Haybach an
	        
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