Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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die Truppenführer vor Braunau die Belagerungsarmee verstärkt hätten. Während 
dem war Braunau mit allem Ernste belagert und geängstiget worden; 12 Tage 
lang wehrten sich die Belagerten unter der Anführung des Grafen von Helfenstein; 
weil aber die erwartete Hilfe von Schärding her ausblieb und überdies vor den 
feindlichen Geschossen Niemand mehr sicher war, berief Graf Helfenstein die vor¬ 
nehmeren Bürger der Stadt zu sich und übergab mit deren Einwilligung, ohne die 
Hauptleute der Miliz zu fragen, die Festung gemäß Kapitulation am 27. August; 
den Bürgern ward freier Abzug mit Hab und Gut zugesagt, die Soldaten mußten 
die Waffen ablegen?) Die Reiterei zog nach Schärding, das Fußvolk nach Form¬ 
bach; denn die Schärdiuger hatten selbes nicht eingelassen, was die Soldaten sehr 
verdroß, weil sie, wie sie vorgaben, treuer unb standhafter gewesen wären, als bic 
Reiterei, inbcm Braunan ganz gegen ihren Willen unb Wissen übergeben worben sei. 
Graf Georg von Helfenstein, beut Herzog Albrecht auf immer feine Gnade 
entzog, weil er Braunau ohne bic äußerste Noth ausgegeben hatte, begab sich auf 
seine Güter in Schwaben zurück?) 
Während der Belagerung hatten die Pfälzer die benachbarten Schlösser 
Tobelheim und Frauenstein genommen, unb beide nicht nur rein ausgeplündert, 
sondern auch zerstört; ähnliches drohten sie den Bewohnern des Rotthales, vorzüg¬ 
lich ben Abeligen, wenn sie nicht zu ihnen schwören würben. Auch nach Rieb 
machten sie einen Streifzug unb erpreßten von ben bortigen Bürgern 400 Dukaten 
als Branbschatzmig. Als solches bie in Schärding befindlichen Albertinischen Truppen 
erfuhren, zogen sie gleichfalls dahin und nicht eher toicber ab, als bis bte Bürger 
ihnen eine gleiche Summe erlegt hatten. 
„Ich müßte Folianten schreiben," erzählt Rumpler, „wenn ich alle biese Vexa- 
„tionen, Räubereien, Erpressungen unb Unzuchten erzählen wollte, bic bie Einwohner 
„bieser Gegend von biefen rohen unb ungesitteten Kriegsvölkern haben ertragen müssen?' 
Ant 10. September 1504 bekennt ber Rottmeister, Balthasar Algcucr, baß 
ihm Herr Jakob von Frauenhofen, bes Herzogs Albert von Oberbayern Haupt- 
mann zu Schärbing, burch Sigmnnb Pogucr, für 180 Knechte, darunter neun 
Doppclsölbncr unb fünf Eblc unb er selbst begriffen, einen Monats - Sold zu 
259 st. bezahlt habe. Datum Schärding?) 
Nach der Einnahme von Braunau zog Georg Wisbeck mit feinem Heere 
gegen Schärbing, um dieses gleichfalls zu belagern und zu erobern; boch hier 
1) Mit der Besatzung wollte auch ein gewisser Anton Hury, ein in der hl. Schrift 
bewanderter Mann, nach Schärding abziehen, als ihn die nach Braunau einziehenden Pfälzer 
erkannten und festhielten. 
2). Schicksale des Klosters und der Umgebung von Nanshofen im bayerischen Erbfolge¬ 
kriege 1504, von Jodok Stülz, S. 26. Ephemerides belli palatino-boici apud Oefele, Tom. II., 
pag. 483 b, 28. August: „Georgius Comes de Helfenstein, Caspar Winzerer et Joannes 
„Ungelter Braunau oppidum — — tradunt, non sine magno terrore Ducis Alberti, qui similem 
„casum Sc-haerdingensibus metuebat.” Andrese Zayneri über memorial. apud Oefele, 
Tom. I,, pag. 445. 
3) Original des historischen Vereines für Oberbayern, Nr. 6448. 
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