Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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„zum Unterpfande besetzen; indessen, wolle man die Landschaft zu ihm lassen, so 
„würde er vielleicht thun, was sie ihm riethe." 
Die Jngolstädter Landschaft versammelte sich auch am 30. April zu Orting 
und schickte Abgeordnete nach Burghausen zu den dortselbst noch anwesenden Räthe» 
des Kaisers und der Reichsfürsten mit der Erklärung: „sie warte zu ihrem Herrn 
„gerufen zu werden;" als die Abgeordneten ankamen, wurden sie in die Festung 
nicht eingelassen und erfuhren, daß ihr alter Herr sehr krank und geschwollen sei. Am 
Morgen des folgenden Tages (2. Mai) drangen die Stände, ungeduldig, ihren 
Herrn zu sehen, endlich in die Festung ein und fanden — seine Leiche?) 
Herzog Ludwig war 81 Jahre alt; er hatte seinen festen Sinn, feinen könig¬ 
lichen Trotz bis zum letzten Augenblicke bewahrt und selbst im Kerker sich wie ein Mo¬ 
narch, der unumschränkt regiert, betragen. Er hielt es unter seiner Würde, über sein 
Schicksal zu klagen, durch Nachgiebigkeit oder Bitten es zu erleichtern; nur gegen 
seine vertrautesten Freunde ließ er sich's merken, daß ihn manchmal Kleimnnth und 
Kummer beschleiche; in solchen Augenblicken wischte er sich heimlich eine Thräne 
aus den Augen und sagte unterweilen: „Wer mir dieses gesagt hiet in meinen 
„jungen Tagen, daß ich also viel leiden solt, ich het nit glaubt, daß mich all teutsch 
Fürsten darzue hietteu bringen mögen."2) Seine Gebeine wurden nicht öffentlich, 
sondern iu aller Stille, weil er im Kirchenbanne gestorben, im Kloster Raitenhas- 
lach beigesetzt?) 
Die Schärdinger und Wasserburger bewiesen eine vorzügliche Liebe und 
Anhänglichkeit an diesen Fürsten, und hielten, obgleich sie seinetwillen vieles Unge¬ 
mach und mehrmalige Belagerungen, besonders durch Herzog Heinrich von Landshut 
auszuhalten hatten, bis zu seinem Ableben fest und treu zu ihm. Oft hielt sich 
Ludwig zu Schärding auf, insbesondere zu jener Zeit, als er die neuen Festungs¬ 
werke daselbst aufführen ließ;4) er war den Bürgern Schärdings ein gnädiger, 
herablassender Herr. 
Schärding unser den Nensgcn im« Bayern-kandshnt, Heinrich, Ludwig nnd Seorg den Reichen. 
1447 — 1503. 
Nach dem Tode des Herzogs Ludwig des Gebarteten erhoben sich sogleich 
die Streitigkeiten über desselben Verlassenschaft. Herzog Heinrich machte Ansprüche auf 
die gesauunte Hinterlassenschaft, Herzog Albrecht von München verwahrte dagegen feine 
Anrechte als Miterbe und trug ans eine gütliche Ausgleichung in dieser Erbfchafts- 
1) Es ging das Volksgcriicht, Ludwig sei aus Herzog Heinrichs SScfefjt vergiftet 
worden; A. Büchners Geschichte von Bauern, VI.. S. 317, note. 
2) Bayerisch-historischer Kalender für 1787, von L. Westenrieder. 
3) A. Buchner's Geschichte von Bayern, VI, S. 292 — 320. 
4) „Ludovicus fuit princeps elegantis staturse, sortis, animosus rixosus et derisor 
hominum”. Er führte das Sprichwort: „So Laus, so Laus so". Ledislai Sunthemn familia 
Pucum Bayar, ex comitibus de Scheyern, apud Oefele, Tom. II., pag. 568, 569, a.
	        
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