Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

36 
wirkten Wunder erzählt und gegkaubet. Plötzlich fand 
man eine ganz einfach geschriebene Lebensgeschichte 
eines Heiligen, die von einem frommen Abschreiber 
auf der Stelle mit den gangbaren Erzählungen ver¬ 
schönert und vergrößert wurde. So entstellt hat sich 
manche Biographie, oder vielmehr manche Legende bis' 
auf unsere Zeiten erhalten, die keine andere Wahrheit 
zum Grund hatte, als daß der oder jener Heilige 
fromm gelebt, sein Amt treu verwaltet, und vielleicht 
auch des Glaubens wegen gemartert wurde. So etwas 
ist sehr wahrscheinlich der Fall bei den angeführten 
'Acten des heill Maximilian. Die meisten näheren 
Umstande, die in denselben erzählet werden, sind bloße 
Tradition, sind größten Theils offenbar erdichtet; das 
einzige Wahre könnte seyn, daß Maximilian ein Bi¬ 
schof war, der sich längere Zeit in Lorch und in der 
Gegend herum aufhielt, und endlich zu Cilly gemartert 
wurde. Die Verfolgungspatente des Kaisers Numer 
, rian sind freilich wieder erdichtet, doch hat man auch 
mehrere Beispiele, daß hier und da einige Christen 
bald aus Privathaß oder Geiz der Obrigkeiten in den 
Provinzen, bald durch einen plötzlichen Auflauf des' 
rohen Pöbels auch unter den Regierungen solcher Kai¬ 
ser seien um das Leben gebracht worden, welche die 
Christen niemals verfolgten, ja sie sogar ruhig ihrem 
Gottesdienste abwarten ließen. Der Mord, welcher 
an dem heil. Stephan in Jerusalem verübt wurde, 
war ja bloß die Folge einer Privatgehäfsigkeit, die sich 
des Pöbels zu bedienen wußte; gesetzmäßig,.nämlich 
auf