Volltext: Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf

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selbst bei uns der Wunsch lebendig wurde, daß der Gedankenaustausch 
mit der -Heeresleitung sich störungsloser und regelmäßiger vollziehen möge, 
um wie viel mehr muß der Nachteil am Schwenkungsflügel empfunden 
sein, dessen heißes, wechselvolles Ringen um die Sieg oder Niederlage 
des Westheeres bedeutende Entscheidung erst recht der unmittelbar zu 
sammenfassenden und ausgleichenden Oberleitung bedurfte. Als sich dann 
schließlich am II. September General v. Moltke zum persönlichen Ein 
greifen entschloß, war das Verhängnis nicht mehr abzuwehren. Es hätte 
aber doch noch vieles wiedergutgemacht und eingerenkt werden können. 
Statt dessen wirkte der erste Rückschlag auf dem rechten Flügel nur neues 
Unheil auf der ganzen Front aus. Der hierbei zum Ausdruck kommende 
Nervenzusammenbruch des Generals v. Moltke bestätigte nur seine Un 
zulänglichkeit für das ihm übertragene Feldherrnamt. 
Der Ausgang der Schlacht war deshalb so folgenschwer, weil er 
endgültig den Schlieffenschen Feldzugsplan hinfällig machte. Die operative 
Form, in der die deutsche <E>. -*$. L. im Jahre J9J4 versucht hatte, diesen 
genialen Plan durchzuführen, hatte freilich schon von Anfang an eine so 
starke Verwässerung bedeutet, daß man ihn füglich kaum noch mit dem 
Namen seines Schöpfers nennen durfte. Ich bin noch heute der Ansicht, 
daß es uns bei den offensichtlichen strategischen Fehlern der Feinde durch 
aus möglich gewesen wäre, auch aus den» gegenüber Schliessens Entwürfen 
geänderten Aufmärsche heraus, ja selbst noch nach der Schlacht in Loth 
ringen, zur erfolgreichen Führung der Operationen zu gelangen, wenn nur 
der Grundgedanke — Starkmachen und Starkerhalten des rechten Flügels — 
unverrückt festgehalten worden wäre. Das Gegenteil war geschehen. 
Aber noch etwas anderes fiel jetzt schwer zu unserem Nachteil in die 
Wagschale. Seitdem im Frieden mit der Wahrscheinlichkeit gerechnet 
werden mußte, daß England im Rriegsfall an der Seite Rußlands und 
Frankreichs stehen würde, hatte auch die Seekriegführung für die Ent 
scheidung des Rrieges eine große Bedeutung gewonnen. Der Lösung, die 
Graf Schliessen für das Problem des Mehrfronten-Rrieges gewählt hatte, 
hätte es nur entsprochen, wenn der Einsatz überwältigender Streitkräfte 
und Rampfmittel zu Lande gegen unsere Westfeinde von einer ent 
scheidungsuchenden offensiven Rriegführung zur See begleitet worden wäre. 
Dieser Gedanke war auch meines Wissens in den Operationsplänen des 
Admiralstabes in vollem Einvernehmen mit dem Generalstab bis kurz
	        
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