Volltext: Joerg Gartner

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JOERG GARTNER. 
25. Grabstein des Joerg Gärtner in der St. Johanneskapelle in Passau. 
bildnerei. Und gerade ein Überblick über diese 
wird besonders dadurch erschwert, dass viele in 
den Kirchen Passaus zerstreute Schnitzwerke erst 
durch den Sammeleifer Bischofs Heinrichs (1840 
bis 1875) aus dem Diözesanbereich nach Passau 
eingeführt worden sind.1) 
Joerg Gärtner war eine starke männliche Natur; 
sein Vortrag hat etwas Schneidendes, Scharfes an 
sich, das dem Draufgängertum seiner ritterlichen 
gebesen ist die starb an (abe)nt vnser frawen Luecht(mes)s. 
Der (Gott genad.). Ob es sich in beiden Fällen um den Pas- 
sauer und Salzburger Maler Rueland Frueauf handelt, bezw. 
ob dieser zweimal verheiratet war, steht dahin. Möglicher¬ 
weise besitzen wir dann in der Jahrzahl 1507 des zweiten 
Steines sein bis jetzt unbekanntes Todesdatum. Über Rueland 
Frueauf s. Stiassny, Altsalzburger Tafelbilder im Jahrbuch der 
kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 
Bd. XXIV (1903) S. 49. 
0 Am Ende der Drucklegung dieses Aufsatzes finde ich 
in dem soeben erschienenen Buche von Hermann Voss, Der 
Ursprung des Donaustiles 1907 S. 203 einen Exkurs über den 
Passauer »Bildschnitzer Huber«, den Bruder des Malers Wolf 
Huber. Voss schreibt diesem Huber in völliger Verkennung 
aller stilistischen und örtlichen Verhältnisse eine grosse Gruppe 
von Schnitzwerken zu, die ich eingehend behandelt und als 
Werke eines Meisters Mattheus Kreniss nachgewiesen habe. 
S. Die christliche Kunst Jahrgang I (1905) S. 121. Die gänz¬ 
liche Haltlosigkeit der Voss’schen Anschauung soll an anderem 
Orte ausführlich dargelegt werden. 
Modelle wahrheitsvollen Ausdruck verleiht. Die 
wenigen anderen Bildnisse, von Äbten und Geist¬ 
lichen , stehen trotz der oft mühevolleren Durch¬ 
führung jenen erheblich nach; man fühlt deutlich, 
dass ihm diese Aufgabe nicht lag. Dort wo scharfe 
Schwerter grimme Wunden schlugen, da fielen auch 
seines Hammers Hiebe wuchtiger und sie sassen so 
sicher wie die Streiche seiner Helden. Mit wie 
wenig Mitteln hat er uns den dräuenden Blick des 
Wolfgang von Aham festgehalten, und wie flach 
erscheint dagegen das beste seiner Geistlichen- 
Porträts, der Abt Johannes IV. von Aldersbach. 
Hier verharrt er noch in der Tradition des Mittel¬ 
alters, dort rührt sich schon der Flügelschlag einer 
neuen Kunst, das Streben durchaus individueller 
Gestaltung. Aber was er angeschlagen, das sollte 
nicht zu vollem Tönen anschwellen. Wie allen 
seinen zünftigen Zeitgenossen in Altbayern blieb 
ihm eine Nachfolge versagt, die sein Erbe zu nutzen 
verstanden hätte. Im ganzen Gebiete seiner Tätig¬ 
keit ist im 16. Jahrhundert kaum ein einziges Werk 
mehr entstanden, das seinen auch nur annähernd 
gleich käme, gerade wie wenn mit den »letzten 
Rittern« auch die Monumentalbildnerei zu Grabe 
getragen worden wäre. Joerg Gärtner war der 
letzte und zugleich der bedeutendste Schilderer des 
Rittertums im altbayerischen Osten.
	        
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