Volltext: Joerg Gartner

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JOERG GARTNER. 
meister und Marschalk des Hoch¬ 
stifts Passau.1) Eng wiederum 
waren die verwandtschaftlichen 
Beziehungen der Aham zu den 
Mautnern. Wolfgang von Ahams 
Neffe war mit Amalia, der Schwe¬ 
ster Friedrichs Mautner (Burg¬ 
hausen) und Witwe Sigmunds 
Aham von Neuhaus vermählt, 
und Friedrich Mautners Mutter, 
Magdalena war gleichfalls eine 
Aham von Neuhaus. Friedrich 
Mautners Tante, Barbara Mautner 
von Katzenberg, stand 1513 bis 
1532 dem Kloster Niedernburg- 
Passau, wo 1516 einer der schön¬ 
sten Steine Gartners Aufstellung 
fand, als Äbtissin vor. Zweifellos 
förderten solche Verwandtschafts¬ 
verhältnisse des Adels den Ruf 
Gartners. 
Für den Umstand aber, dass der Meister das 
Denkmal für Joerg Schenck von Neideck in Regens¬ 
burg meisselte, glaube ich an Stelle der von Hager 
aufgestellten genealogischen Gründe, die mir in der 
Weitläufigkeit der Verwandtschaftsverhältnisse zu 
gezwungen erscheinen, ein historisches Moment von 
grösster Bedeutung einführen zu sollen. Als im 
Jahre 1504 der Krieg um die Landshuter Erbfolge 
entbrannte, fand sich im Heere Herzog Albrechts 
unter den Landsassen auch sein Obersthofmeister 
Wolfgang von Aham, dann Friedrich Mautner von 
Katzenberg und »Georg Schennkh, Pfleger Zue Riedt, 
den Sy (die Landsassen) für Irn hauptman angewor¬ 
ben«.2 *)) Joerg Schenck fiel in der blutigen Schlacht 
bei Hofenroit unweit Schönberg am 12. Sept. 1504. 
Liegt es nicht nahe, anzunehmen, dass auf Veran¬ 
lassung oder durch Vermittelung Wolfgangs von 
Aham und Friedrichs Mautner, der tüchtigste 
Bildner ihrer Heimat, Joerg Gartner, das Ehrenmal 
für den heldenmütigen Hauptmann fertigte. 
Aus den reckenhaften Gestalten der drei ritter¬ 
lichen Streiter, wie sie uns des Meisters Meissei im 
Marmor festgehalten hat, blickt uns noch heute 
die bewegte Geschichte ihrer Zeit mit trotzig-leben¬ 
digen Zügen an. Aber auch. Gärtners künstlerische 
0 Verhandlungen des histor. Vereins von Niederbayern 
Bd. XX (1878) S. 279. (Geneal. Abhandlung über die Aham 
von Meindl. Beilage VIII und S. 333). 
2) Verhandlungen des histor. Vereins für Niederbayern, 
Bd. I2 (1847) S. 79. 
Persönlichkeit gewinnt auf dem 
Hintergründe dieses geschicht¬ 
lichen Ereignisses an Leben und 
Bedeutung. 
Die Annahme, dass Joerg 
Gärtners Wohnsitz Passau war, 
fand am Ende meiner Untersu¬ 
chungen eine unantastbare Be¬ 
stätigung in seinem eigenen Grab¬ 
steine (Abb. 25 und Schluss¬ 
vignette). Infolge seiner Einfach¬ 
heit und Anspruchslosigkeit, viel¬ 
leicht auch wegen des scheinbar 
bedeutungslosen Inhalts seiner In¬ 
schrift war er bis jetzt von der 
Lokalforschung gänzlich unberück¬ 
sichtigt geblieben, nur der ver¬ 
dienstvolle Sammler alter Grab¬ 
inschriften, Hauptmann a. D. 
Wimmer, führt ihn in seiner 
handschriftlichen Sammlung der 
Passauer Grabsteine unter N0. 56 auf, jedoch ohne 
ihn in seiner Bedeutung zu erkennen.1) 
Der Grabstein ist in die innere Südwand der 
St. Johanneskapelle zu Passau dicht am Boden ein¬ 
gelassen. Indem ich auf die Abbildung verweise, 
gebe ich hier die vollständige Inschrift: 
0 Almechtiger Ewiger glietiger got Erparm Dichh 
genedigklichen über All gelaubig Sei Amen, 
Jorg gartner 1514 
Anna sein hausfraw starb am suntag nach s.Margretntag d got gnd 
Anno dni 1532 am sambstag vor Alierhei 
ligentag starb die tugenthafft Katerina 
gartnerin der got barmherczig sey. 
Wir sehen, dass der Raum für das später aus¬ 
zufüllende Todesdatum Joerg Gärtners ausgespart 
blieb. Die am Ende der gleichen Zeile sichtbare 
Jahrzahl 1514 bezieht sich, wie die kleinen Typen 
und die Legende für Anna Gartnerin erkennen lassen, 
unzweifelhaft auf diese. Wer Katharina Gartnerin, 
gest. 1532, war, ob des Meisters zweite Hausfrau 
oder seine Tochter, konnte ich nicht ermitteln. 
Erhalten wir nun auch aus dem Steine keine 
sichere Nachricht über das Lebensende Joerg 
Gärtners, so dürfen wir doch immerhin annehmen, 
dass er 1532 noch gelebt hat, denn andernfalls 
hätte man damals wohl auch sein Todesdatum 
*) Den freundlichen Hinweis auf diese Sammlung, welche 
sich in der Bibliothek des bischöflichen Ordinariats in Passau 
befindet, verdanke ich Herrn Domkapitular Dr. L. H. Krick 
dortselbst. 
17. Vom Grabstein 
des Warmund von Pienzenau, f 1513, 
in der Herrenkapelle in Passau.
	        
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