Volltext: Joerg Gartner

JOERG GARTNER. 
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13. Vom Grabstein des Tristram Fröschl, f 1508, in der Herrenkapelle in Passau. 
fällt gegen die vorwiegende Verarbeitung von Sand¬ 
stein in Breslau auf und deutet mit grösster Wahr¬ 
scheinlichkeit darauf hin, dass der Grabstein nicht 
dort ausgearbeitet, sondern als fertiges Epitaph dort¬ 
hin geliefert wurde. 
Der Transport von Grabsteinen, selbst nach 
sehr entfernten Orten gehört ja im Mittelalter nicht 
gerade zu den Seltenheiten, umsoweniger aber noch 
dürfte der vorliegende Fall uns in Erstaunen setzen, 
da es sich ja nur um eine Platte von o,68 m Breite 
zu i m Höhe handelt, und der Verkehr über den 
»goldenen Steig« nach Böhmen (Prachatitz) und 
darüber hinaus zu den wichtigsten Passauer Handels¬ 
verbindungen im Mittelalter zählte. 
Von den Wappensteinen wende ich mich noch 
einmal der figürlichen Grabplastik des Meisters zu 
mit dem kleinen, oben schon kurz erwähnten Epi¬ 
taph an der Friedhofmauer von Perl es reut im 
bayerischen Wald. Seine Zuteilung an Gärtner 
kann im wesentlichen nur aus der letztbehandelten 
Gruppe der heraldisch-ornamentalen Arbeiten be¬ 
wiesen werden (Abb. 24). Das Epitaph, das auf den 
ersten Blick so gut wie nichts von Gärtners Weise 
verrät, ist dem Gedenken dreier Kinder Joerg, Eusta¬ 
chius und Hans, Söhnen des Erasmus von Laiming, 
die 1502 bez. 1504 gestorben sind, errichtet. Die 
Mutter der Kinder, Elisabeth von Aichperg, war eine 
Tochter des damaligen Pflegers der Burg Hals1) bei 
Passau, von der nur wenige Stunden entfernt Perles- 
reut liegt. Im vertieften Mittelfeld des Steines stehen 
die drei Kinder völlig nackt, alle in einfacher ziemlich 
gleicher Stellung mit vor der Brust gefalteten 
Händchen. Ornamentale Zier im Stile Gärtners 
fehlt und damit eines der wichtigsten Kriterien. 
Doch lassen sich andere Anhaltspunkte gewinnen. 
So gleichen die Augen im Schnitt genau denen 
Wolfgang Käsers und seiner Frau Ursula. Die 
Modellierung der Körper hat ein Analogon in den 
Putten der Platte Pleysteiners in Stein a/D., nament¬ 
lich was die schematisch gegebene Muskulatur der 
Oberschenkel betrifft. Auch die Ringellocken kehren 
dort wie hier in gleicher Art wieder. Völlig über¬ 
zeugend aber wirkt der Schriftcharakter. Die ab¬ 
solute Identität der grossen Buchstaben S, M und E 
die bei Gärtner sehr häufig n-förmige Gestalt des 
u in Eustachius, das »perg« mit den Typen der 
Legende des Mautnersteines oder gar den Namen 
»Jörg« mit dem »Jörg« der Künstlerinschrift dieses 
Werkes tilgt jeden Zweifel hinsichtlich des Meisters. 
x) Verhandlungen des histor. Vereins für Niederbayern 
Bd. XXXVI (1889—90) S. 146, 148.
	        
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