Volltext: Heinrich Wottawa

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Später, in der Generalversammlung vom 10. November 1902, 
womit das achte Klubjahr begann, wurde noch der Hofjuwelier 
Josef Mayer in die Reihe der Ehrenmitglieder aufgenommen. 
Aus dem sonstigen Inhalte des 7. Jahresberichtes heben wir 
folgende Zeilen heraus, welche die obige Erzählung ergänzen 
und abschließen sollen: 
Mit unserer Konzertreise nach der jüngsten Provinz unserer Mon 
archie — nach Bosnien — und dem südlichen Nachbarstaate Montenegro 
hat unser Klub nicht nur dem Ruhme der göttlichen Frau Musika, sondern 
auch seinem eigenen in erfolgreichster Weise gedient, denn — ob nun die 
innig elegische Weise des Volksliedes oder die schmetternde Wucht der Fest 
fanfaren erklang — überall jubelten uns die Herzen — mochten sie unter 
glänzenden Uniformen und beherrscht von höfischem Takte, oder unter dem 
bunten Mieder schwarzäugiger Töchter der Schwarzen Berge schlagen — 
in aufrichtiger Begeisterung zu. 
In Sarajevo, wo ihre Exzellenz Frau Vilma von Kallay das Pro 
tektorat über unsere Veranstaltung übernahm, in Jlidze, wo wir die Saison 
eröffneten, und in der Residenz Sr. kgl. Hoheit des Fürsten Nikita I. von 
Montenegro feierten unsere Bläser einen Triumph, der nicht nur dem 
Ehrgeize des Künstlers genügen, sondern auch wegen der gesellschaftlichen 
Auszeichnungen jeden Teilnehmer in seinem persönlichen Selbstgefühle stolz 
machen mußte. 
Und wenn der erste Preis an dem künstlerischen Erfolge unserem 
verdienstvollen artistischen Leiter Herrn Wottawa, der die Veranstaltungen 
mit seiner schöpferischen Kunst und Dirigentenroutine zu klassischen Auf 
führungen emporgehoben hat, gebührt, so müssen wir gleichzeitig den Vater 
der Konzertreise, unseren verehrten Präsidenten Herrn Hofrechnungsrat 
Zöllner, an der ersten Stelle nennen, dessen rastloser und zielbewußter 
Energie die erfolgreiche Tournee ihr Zustandekommen verdankte. 
Ferner nennen wir die Herren: Kunz Otto, Naumann Rudolf, Schalter 
Josef, Ehrlich Heinrich, Dörr Karl, die durch ihre Munifizenz unsere Tournee 
in materieller Hinsicht gefördert haben. Ihnen allen spricht die Klubleitung 
den innigsten Dank aus und hofft, bei künftigen Unternehmungen — wie 
der propagierten Reise nach Belgrad, Sofia und Konstantinopel im Jahre 
1904 — so wie heute, die Lorbeeren des Siegeszuges unserer edlen Kunst 
zu ihren Füßen legen zu können. 
Die praktischen Lehren, die wir über die den lokalen Verhältnissen 
Rechnung tragende Programmwahl, über Disziplin, Korpsgeist, Takt 2c. 
bei diesem ersten Flug gewonnen haben, werden uns die künftigen Erfolge 
bedeutend erleichtern. 
s^ls^s 
Areundschast und Wohlwollen. 
Gar vieles, was bisher erzählt wurde, läßt auf eine per 
sönliche Gesinnung Wottawas schließen, die wir als Freundschaft 
und Wohlwollen bezeichnen können. Er besaß sie in hohem Grade. 
Er liebte die Menschen, gleichviel ob Bettler, Kind, hoch oder 
niedrig. Dabei war er voll sprudelnden Humors und kindlicher 
Naivität.
	        
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