Volltext: Heinrich Wottawa

6 
Musiklehrer am k. k. Blinden-Erziehungsinstitute in Wien, wel 
cher Stellung er freiwillig entsagte. Er gab nun Privatstunden. 
Gleichzeitig bemühte er sich, eine Lehrstelle am Konservatorium 
zu erlangen. Darauf hatte er seit seinem rühmlichen Abgänge 
von dieser Lehranstalt sicherlich begründeten Anspruch. „Als 
Schüler und Abiturient des Konservatoriums", so schrieb er 
einmal, als er von befreundeter Seite um seine bisherige Tätig 
keit gefragt wurde, „habe ich mir ein selten nachhaltiges An 
denken gesichert. Daß ich durchwegs mit ,Vorzug' und ,Ein 
stimmigkeit' ausgezeichnet, sämtliche hiefür bestehenden Ehren 
preise heimtrug, rechne ich mir gering an, da ich mich niemals 
geplagt und stets nur Klavier ,g espielt' habe; ebenso meinen 
heute noch unverminderten, ziemlich ausgebreiteten,Ruhm' als 
Improvisator im freien und strengeren Stile — auch eine 
Gabe, aber kein Verdienst.'") 
Die Anstellung am Konservatorium ließ aber lange auf sich 
warten. Durch zehn Jahre wurden ihm immer wieder andere 
vorgezogen — In- und Ausländer. Anfangs konnte er sich die 
Sache nicht erklären. Man hatte ihm doch seinerzeit gesagt, daß 
sein „ausgezeichnetes Absolutorium" die „sicherste Anwartschaft" 
auf eine Professur im Konservatorium sei. Später — 1900 — 
erfuhr er, ein Herr vom Schulausschusse habe ihn in das Re 
nommee der „Unverträglichkeit, Selbstsucht und Eitelkeit" gebracht, 
welche Eigenschaften ihm sein seliger Lehrer Professor Dachs 
mit dem Augenblicke andichtete, da er sich in einer rein künst 
lerischen Frage mit ihm überwarf und aus innerster Ueber 
zeugung auf seiner Ansicht beharrte. Wottawa war über diese 
Erfahrung ganz konsterniert. Schon meinte er, es sei ihm bei 
Lebzeiten jenes Herrn jede Aussicht genommen, am Konser 
vatorium anzukommen. Als „schwachen Trost" erreichte er im 
Herbste 1900 nur das, daß der Direktor nach Einsichtnahme in 
seine Orchesterkompositionen ihm unter Lobsprüchen das Or 
chester des Konservatoriums „jederzeit" zur Verfügung stellte. 
Das war ihm allerdings viel wert, weil er sich nun ganz der 
Komposition zuwenden und ein Terrain für seine Arbeiten finden 
wollte, das er bisher vergeblich gesucht hatte. „Aus dieser Welt 
der Lüge" wollte er „in das heilige Reich ewiger Wahrheit 
flüchten, k-lemo proplieta in prOiia.." 
Nun ging es aber doch nicht lange mehr her, seine Sehn 
sucht wurde gestillt, im Herbste 1901 war er Lehrer am Kon 
servatorium. 
Die Privatstunden hatten ihn vielfach in die vornehmsten 
Kreise geführt. In einem Briefe vom 1. Mai 1899^) heißt es: 
0 An Hartl, 15. Mai 1899. 
0 Wottawa an Hartl, 1b. November 1900 und 7. Juli 1901. 
0 An Klinger.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.