Volltext: Denkwürdigkeiten von Sankt Ursula in Linz

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Schon die Kürze des Weges vom Bischofhofe aus mochte ihn dazu 
einladen. Er hatte seinen eigenen Stuhl an der Epistelseite des 
Presbyteriums, also der Kanzel gegenüber, so daß er die an Sonn— 
tagen nachmittags gehaltenen Predigten viel leichter hören konnte 
als in der damaligen Domkirche, das ist der Ignatiuskirche, wo er 
von der Kanzel weiter entfernt und ihr nicht gegenüber war. Im 
schwarzen Talare, nicht in Chorkleidung, pflegte er durch die Kloster— 
pforte und den Kommunionchor seinen Platz zu betreten. Den 
gleichen Weg machte er nach Beendigung des Segens zurück. Als 
er aber die Votivkapelle des neuen Domes geweiht hatte, galten 
seine privaten Kirchenbesuche diesem Mittelpunkte seiner Gedanken 
und Wünsche. Wie naheliegend, nahm Bischof Rudigier in der 
Ursulinenkirche auch öfters Pontifikalfunktionen vor. Beim hundert— 
jährigen Jubiläum der Kirchweihe, im Jahre 1857, hielt er auch 
eine Predigt. 
Teilweise erklärt sich der Rückgang der Herz-Mariä-Bruderschaft 
aus dem späteren Aufblühen der Marianischen Kongregationen, 
von denen die im Jahre 1864 für Frauen und Jungfrauen in Linz 
gegründete durch 34 Jahre (1877 bis 1910) ihre Versammlungen in 
der Ursulinenkirche hielt, während die im Jahre 1894 für die Zög— 
snge von St. Ursula gegründete sie noch bis zur Gegenwart daselbst 
ält. 
Wie eifrig die ersten Mitglieder waren, erhellt auch aus ihren 
reichlichen Spenden. Mit diesen konnte für den Marienaltar ein 
freilich bescheidener Tabernakel hergestellt werden, der 60 Gulden 
Konventionsmünze kostete, dann eine schöne Monstranz um 260 
Gulden, ein silbernes Rauchfaß mit Schiffchen, beide in sehr geschmack— 
voller Zeichnung, 220 Gulden wert, ein silbernes Altarglöcklein von 
lieblichem Klange um 49 Gulden, ein großer Lilienkranz, der das 
Standbild Mariä umrankte — 99 Gulden — und ein kleinerer, der 
das Herz Mariä umgab, endlich, was der Kunst die Krone aufsetzte, 
ein prachtvoller Ornat für die Marienfeste im Werte von 1052 
Gulden. Dieser Ornat wurde von Bischof Rudigier am Feste Mariä 
Verkündigung 1856 vor dem Hochamte geweiht und bei diesem vom 
Bischofe und seiner Assistenz zum ersten Male getragen. 
Die Aufnahmsscheine der Bruderschaft wurden wiederholt 
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und ohne bischöfliche Gutheißung, so daß sich Fehler einschlichen. 
Im Jahre 1915 wurde jedoch der Berichterstatter, der bis dahin nur 
die Bruderschaftsgottesdienste besorgt, aber die Bruderschaft nicht 
förmlich geleitet hatte, vom bischöflichen Ordinariate ausdrücklich 
zum Rektor der Bruderschaft ernannt und zugleich ersucht, die Auf— 
lahmsscheine und Ablaßverzeichnisse der Bruderschaft einer sorg— 
fältigen Revision zu unterziehen und vor Neudruck der Formularien 
die Manuskripte dem bischöflichen Ordinariate zum Imprimatur 
vorzulegen. Die Revision geschah unter Benützung der zur Ver—
	        
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