Volltext: Denkwürdigkeiten von Sankt Ursula in Linz

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vater der Ursulinen war bis zu seinem im Jahre 1789 erfolgten 
Ableben auch im Genusse der Macharodtschen Stiftung. Den Be— 
stimmungen dieser Stiftung gemäß hätte nun wieder der Rektor 
des kaiserlichen Kollegiums einen Priester für die Persolvierung 
der Verbindlichkeiten aufnehmen sollen. Aber das Kollegium be— 
stand nicht mehr. Das Gebäude war 1776 eine Kaserne geworden. 
Die früher vom Rektor des Kollegiums geübte Verwaltung des 
Stiftungsvermögens war seit dieser Zeit bei der k. k. Hofkammer 
gestanden und im Jahre 1787 war das Vermögen an den aus den 
Gütern der aufgehobenen Klöster (1782) gebildeten Religionsfond 
überschrieben worden. Nach dem Tode Mayrs gingen die Stiftungs— 
verbindlichkeiten an die Kapuziner in Linz, später an die Pfarre 
Prambachkirchen über. Auf vielfältiges Bitten wurde aber die 
Stiftung samt Verbindlichkeiten im Jahre 1807 durch einen Befehl 
des Kaisers Franz J. dem Ursulinenkloster überwiesen und blieb bis 
heute daselbst. 
9. Das Kloster als Zufluchtsstätte. 
Klöster und geistliche Häuser jeder Art sind im Laufe der Jahr— 
hunderte oftmals Zufluchtsstätten auch für solche gewesen, die nach 
deren Satzung oder Stiftung keinen Anspruch darauf gehabt hätten. 
Am 15. August des Jahres 1800 um 6 Uhr abends brach im 
Schlosse zu Linz jener furchtbare Brand aus, der durch seine rasche 
und weite Verbreitung der Landeshauptstadt unsagbare Verluste 
zufügte. Die Ursulinen verrichteten gerade das Gebet vor dem 
Abendessen. Da ertönte von der Stadt her das Feuersignal. Schloß, 
Altstadt, Landhaus, Klostergasse, das ist die Gasse beim früheren 
Minoritenkloster, standen in kurzer Zeit in Flammen. Schon fing 
der Schmiedturm zu brennen an. Die Gefahr für die Landstraße 
und somit für das Ursulinenkloster wuchs. Natürlich gedachten die 
Nonnen nicht mehr des Abendessens, sondern waren nur bestrebt, 
das Beste, was die Klostergemeinde besaß, in die Kellerräume zu 
retten. In drei Stunden war dies geschehen. Der Feuerlärm währte 
aber bis 4 Uhr morgens. Niemand im Kloster konnte schlafen; doch 
blieb man im Hause oder Garten, während die Leute aus der Stadt 
sich auf die Felder geflüchtet hatten. Viel hatte zur Beruhigung 
schon beigetragen, daß um 9 Uhr abends eine Feuerspritze aus dem 
Stifte Wilhering vorfuhr. Sie war vom Abte zum Schutze des 
Wilheringer Hauses in der Altstadt geschickt worden, hatte aber dort 
nichts mehr zu tun, da sie schon zu spät kam. Der Stiftsmeier, der 
das Fuhrwerk lenkte, kam nun damit zum Ursulinenkloster, wo ihm 
mit Freuden das Tor geöffnet wurde. Hier benetzte er nun mit seiner 
Spritze die Dächer und wurde als willkommener Helfer beschenkt 
und bewirtet. Als er wieder abfuhr, ließ er doch der noch obwaltenden 
Gefahr wegen die Spritze im Kloster zurück. Die zwei Kirchendiener
	        
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