Volltext: Denkwürdigkeiten von Sankt Ursula in Linz

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Und endlich erst die Gedanken dieses Hauptes! Ja, wenn wir 
hineinsehen und lesen könnten die unendlich großen und erhabenen 
Gedanken und Ideen des Erlösers, der da ist die Weisheit des Vaters 
und dessen Haupt gleichsam der Thron dieser Weisheit ist: auch nur 
einen Gedanken in seiner Höhe und Tiefe und Weite dem Gott— 
menschen nachzudenken, wäre eine Welt von Wahrheit und Schön— 
heit und Herrlichkeätt. 
Allein es ist dessen jetzt zu viel. Die Engel können es nicht aus— 
schöpfen und wir werden die ganze Ewigkeit hindurch daran zu 
schauen und zu betrachten und uns zu freuen haben. 
Aber heute sehen wir dieses Haupt mit Dornen gekrönt und 
das fesselt unsere Aufmerksamkeit. Wie kommt es, fragen wir uns, 
daß dieses göttliche Haupt, dieses Königshaupt mit Dornen gekrönt 
vor unseren Augen steht? Wir müssen auf diese Frage antworten. 
Wir werden zu diesem Zwecke ein Zweifaches erwägen: 
1. Die Krönungsgeschichte dieses Hauptes, 
—A 
denn nie dürfen wir vergessen, daß alle Leiden des göttlichen Hei— 
landes seinerseits freiwillige waren: er hatte die vollste Macht, sie 
von sich abzuwenden oder anders zu gestalten. 
1. Also erstens die Geschichte der Krönung des göttlichen 
Heilandes wollen wir uns vor Augen führen. Eine Königskrönung 
ist eine große Feierlichkeit, ein mehr minder großes Schauspiel für 
die ganze Welt, ein Schauspiel, das sich auch nicht in einem einzigen 
Akte vollzieht, sondern in mehreren wichtigen Handlungen verläuft. 
Nach diesen verschiedenen Momenten haben uns denn auch die hei— 
sigen Evangelisten die Königskrönung Jesu Christi beschrieben und 
ausführlich geschilsert e. 
Der erste Akt war die Krönung selbst und die darauffolgende 
Huldigucng. 
Es war Karfreitag, der Tag der Schmach und des Leidens des 
Herrn: das war der Tag der Krönung. Da nahmen die Soldaten 
des römischen Landpflegers Jesum und führten ihn in den Vorhof 
des Gerichtsgebäudes: das war der Ort der Krönung. Es ver— 
sammelte sich um ihn eine ganze Kohorte, also eine Truppenabteilung 
von einigen hundert Mann: das war die Leib- und Ehrenwache 
der Krönung. Dann flochten sie eine Krone von Dornen: das war 
die Königskrone. Sie drückten sie ihm mit Schlägen auf das Haupt; 
sie gaben ihm ein Rohr in die rechte Hand als Zepter; sie knieten 
spottend nieder vor ihm und schlugen und spien ihm ins Antlitz und 
riefen höhnend: „sei gegrüßt, du König der Juden!“ (Joh. 19, 3.): 
das war die Huldigung bei und nach der Krönung. O, welch ähn— 
liche Königskrönung ist je in der Weltgeschichte vorgekommen? Was 
hat da doch der mächtigste aller Könige, der König aller Könige, der 
König aller Zeiten und aller Ewigkeit für eine Wahl getroffen bezüg— 
lich des Zeremoniells und der Feier seiner Ktönungh!!
	        
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