Volltext: Die Pforte zum Orient

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Die Pforte zum Orient 
Küßt das Kind die Gusle nun 
Und hebt an zu fragen: 
„Warum gab ich ihr den Kuß, 
Das sollst du mir sagen!" 
„Kleiner, du erfaßt noch nicht, 
Was wir Alten sehen. 
Wenn du groß bist, wirst du's dann 
Ganz von selbst verstehen." 
Und nun noch je ein Lied dreier moderner ser 
bischer Dichter. 
Aus dem Lande, das für uns so lange Zeit hin 
durch lärmende Kriegsdrohung und Krieg bedeutet hat, 
erklingt ein leises Nocturno: 
Der Friedensengel. 
Tiefe Nacht liegt auf der Erde. Niemand wacht. 
Auf dem alten Turme schlägt es Mitternacht. 
Und zu dieser Zeit mit einem Lilienstab 
Schwebt der Engel aus dem Paradies herab. 
Alles schweigt von Schlaf umfangen. Niemand wacht. 
Tiere nicht, noch Menschen haben seiner acht. 
Doch die Zweige fühlen ihn — und schaukeln sacht, 
Auch der Wind fühlt ihn — und lispelt durch die Nacht. 
Und es sinkt der Friedensengel still herab 
In verlaßner Kirche auf ein Heilandsgrab, 
Wartet, auf die felge Brust gekreuzt die Hände, 
Daß die rote Morgenglut das Dunkel ende. 
Südliches Blut treibt den Rhythmus eines 
anderen Liedes. 
Durch Mitternacht. 
Durch stumme Mitternacht im Hain 
Sieht man der Sterne zitternden Schein. 
Hört man das Klopfen im Herzensschrein — 
O, leiser nur durch den dichten Hain!
	        
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