Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

chischen Abgesandten in Prag aufzuhalten, und alle Triebfe 
dern der arglistigsten Politik Ln Bewegung zu sehen, um den 
Zweck ihrer Sendung zu vereiteln, und ihren Sinn auf seinen 
Sohn Ottokar zu lenken. Liebkosungen, Schmeicheleien, Gast 
mahle, und reiche Gaben wurden verschwendet, um sie für diese 
Idee zu gewinnen. Als er aber sah, daß alles dieß bey ihnen 
nicht verfangen wollte, wählte er andere Waffen, und nahm 
zu Drohungen seine Zuflucht; er setzte ihnen die Alternative, 
seine ganze Macht entweder für oder wider sich zu habelr. Diese 
wohl angebrachte Drohung, mit einem Goldgewichte auf die 
Waagschale gelegt, neigte das Zünglein zum Vortheile des 
Königs. Dieser erfaßte behende den günstigen Augenblick, da 
mit er ihm nicht entschlüpfe, und ließ, nachdem er die Abge 
sandten entlassen, alsogleich seinen Sohn mit einem wohlge 
rüsteten Heere jenen auf der Ferse nachziehen. Oestreich war 
nicht in der Verfassung, einen Widerstand leisten zu können» 
Ottokars Macht und Gold öffneten ihm überall die Thore; 
Wien gab das Beyspiel, und dem Beyspiele der Hauptstadt 
folgte das Land. Fast ohne Schwertstreich sah sich in Kürze 
Ottokar als den Herrn von Oestreich. Um sich jedoch seinen 
neuen Unterthanen gefällig zu zeigen, und sich zugleich einen 
unbestrittenem Rechtstitel, als den eines Eroberers, zu erwer 
ben, vermählte er sich mit Margaretha, der rechtmäßigen Er 
bin Oestreichs. Dieser Schritt, zu dem ihn, wie der Verfolg 
der Geschichte zeigen wird, nicht der Liebe Gluth (Margare 
tha alterte schon), sondern der Politik kalte Ueberlegung be 
stimmt, war um so nöthiger, da die Herzogin Gertrud nichts 
unversucht ließ, um ihre Ansprüche geltend zu machen, und 
die Stande für ihren Sohn zu gewinnen. Sie ließ selbst da, 
als sie alle ihre Anschläge durch Ottokars Schlauheit vereitelt 
sah, noch nicht alle Hoffnung fahren, sondern suchte den Kö 
nig von Ungarn, zu welchem sie geflüchtet, durch die Abtre 
tung ihrer Rechte auf Steyermark in ihr Interesse zu ziehen, 
und einen neuen Krieg anzufachen. Bela rückte, im Einver 
ständnisse mir einigen Großen Oestreichs und Steyermarks, in 
Oestreich ein, und mit ihm alle die Schrecknisse, die damahls 
immer im Gefolge der Vernichtungskriege waren. Der Tod des
	        
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