Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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lichkeit in ihrem ganzen Umfange zu üben!? — Vor Zeiten 
haben die Klöster einen großen Theil ihrer Lebensmittel und 
ihres Unterhaltes durch fromme Spenden oder Vermächtnisse 
gewonnen, vieles sich auch gegen eine äußerst geringe Vergü 
tung verschaffen können, dessen Herbeyschaffung jetzt ungeheure 
Summen kostet. Ehemahls waren die Klöster von den ordent 
lichen Abgaben frey; nun aber sind sie darin den Laien nicht nur 
gleich gehalten, sondern in mancher Hinsicht noch weit mehr ins 
Mitleid gezogen; und dieß macht das Räthsel gelöst, warum sich 
mehrere Klöster dieser Zeit in so zerütteten Umständen befinden. 
Wahrlich! das Wohlleben ist nicht Schuld daran, und mancher 
würde seinen Tisch mit der gerühmten Klostertafel nicht vertau 
schen. Unterstützt heut zu Tage ein Kloster seine Unterthanen 
nach Kräften, trägt es richtig die Staatsgelder ab, und trach 
tet es mit Noth in Ehren zu bestehen — dann hat es das 
Möglichste geleistet. Mögen dieß jene beherzigen, die mit vol 
len Backen auf die Klöster losschreyen, wenn sie dci nicht alles 
so vollauf gefunden, wie sie es sich in ihrem Sinne geträumt. 
Bevor Abt Gebhard zu seinen Vätern versammelt ward, 
hatte er noch die Freude, sein Kloster, auf die Vorbitte des 
Herzogs, von der Advocatie der Laien — ak oinmi aävoea- 
wi'unr raüone — befreyt, und in des Kaisers eigenen Schutz 
genommen zu sehen starb den eilften December mir 
dem Nachruhm eines Vaters der Armen. 
III. 
O t t o I. 
1228—128^. 
Schon hatte das Alter Ottos Barthaare gebleicht, und 
tiefe Furchen auf seiner Stirne gezogen; als ihn die Liebe sei 
ner Mitbrüder einmüthig zu ihrem Abte wählte. Nichts desto 
weniger faßte er mit Jünglingsmuthe und Jugendkraft die Zü 
gel des Ktosterregiments, und hielt die Augen offen über sei- 
ro) Siehe X. Beylage.
	        
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