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lichkeit in ihrem ganzen Umfange zu üben!? — Vor Zeiten
haben die Klöster einen großen Theil ihrer Lebensmittel und
ihres Unterhaltes durch fromme Spenden oder Vermächtnisse
gewonnen, vieles sich auch gegen eine äußerst geringe Vergü
tung verschaffen können, dessen Herbeyschaffung jetzt ungeheure
Summen kostet. Ehemahls waren die Klöster von den ordent
lichen Abgaben frey; nun aber sind sie darin den Laien nicht nur
gleich gehalten, sondern in mancher Hinsicht noch weit mehr ins
Mitleid gezogen; und dieß macht das Räthsel gelöst, warum sich
mehrere Klöster dieser Zeit in so zerütteten Umständen befinden.
Wahrlich! das Wohlleben ist nicht Schuld daran, und mancher
würde seinen Tisch mit der gerühmten Klostertafel nicht vertau
schen. Unterstützt heut zu Tage ein Kloster seine Unterthanen
nach Kräften, trägt es richtig die Staatsgelder ab, und trach
tet es mit Noth in Ehren zu bestehen — dann hat es das
Möglichste geleistet. Mögen dieß jene beherzigen, die mit vol
len Backen auf die Klöster losschreyen, wenn sie dci nicht alles
so vollauf gefunden, wie sie es sich in ihrem Sinne geträumt.
Bevor Abt Gebhard zu seinen Vätern versammelt ward,
hatte er noch die Freude, sein Kloster, auf die Vorbitte des
Herzogs, von der Advocatie der Laien — ak oinmi aävoea-
wi'unr raüone — befreyt, und in des Kaisers eigenen Schutz
genommen zu sehen starb den eilften December mir
dem Nachruhm eines Vaters der Armen.
III.
O t t o I.
1228—128^.
Schon hatte das Alter Ottos Barthaare gebleicht, und
tiefe Furchen auf seiner Stirne gezogen; als ihn die Liebe sei
ner Mitbrüder einmüthig zu ihrem Abte wählte. Nichts desto
weniger faßte er mit Jünglingsmuthe und Jugendkraft die Zü
gel des Ktosterregiments, und hielt die Augen offen über sei-
ro) Siehe X. Beylage.