Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Ideen, der Beweggrund und der Zweck ihres Wirkens. Mit 
seinem Untergänge ist ihnen auch das. innere Leben unterge- 
gangen. — Von allem, was ihnen das Ehrwürdigste / das 
Heiligste war, von allen Gegenständen, die sie von Jugend 
auf ansprachen, und woran sie mit den unzerreißbaren Banden 
der Religion und der Gewohnheit gehangen, gewaltsam weg 
gerissen — was konnte ihnen diese Welt noch biethen? was 
konnte sie noch an sie fesseln, wenn es nicht die Sehnsucht war: 
vielleicht doch noch dort zur Ruhe eingehen zu können, wo ih«? 
nen das Leben aufgegangen war! 
Wiederaufleben des Stiftes, 1790. 
Die Sehnsucht der zerstreuten Glieder nach ihrer Wieder 
vereinigung ward früher gestillt, als es ihnen ihre kühnsten 
Hoffnungen zu ahnen gestattet. — Mit Kaiser Leopold ge 
wannen wieder andere Grundsätze, andere Meinungen die 
Oberhand, wodurch einige Lilienfelder ermuthigt, Versuche 
zur Wiederherstellung ihres Stiftes wagten. Besonders thätig 
betrieben diese für sie so wichtige Angelegenheit P. Joseph 
Markt, und P. Ignaz Schwingenschlegel, und erwarben sich 
dadurch ein Recht auf die Dankbarkeit ihrer Mitbrüder. Es 
gelang ihnen, Männer von Einfluß für Lilienfeld zu interes- 
siren; das Glück ward ihnen aber vorzüglich darin hold, daß 
es ihnen des damahligen Kronprinzens königliche Hoheit, un 
sern huldreichsten Kaiser Franz, den zweyten Stifter und 
Vater Lilienfelds, geneigt gemacht. 
Durch ein Hofdecret vom ^ten, isten und iyten Apr.il i^yo 
wurde den Geistlichen bekannt gemacht: Se. Majestät hätten 
beschlossen, das Stift Lilienfeld wieder herzustellen, und ih 
nen aufgetragen, sich über ihre Gesinnungen zu äußern ^ 
1790. Alle, bis auf dre'y, folgten freudig dem an sie ergangenen Rufe. 
Und schon am 27. April erschienen die k. Commissarien, um 
sich ihres allerhöchsten Auftrages zu entledigen, die Kloster 
güter von den interimistischen Besitzern zu übernehmen, und 
»8 ,9) Siehe XXVM. und XXIX. Beylage.