Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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mor; und der nordwestliche Traet der sogenannten Kaiserzim 
mer. In der Kirche baute er das obere Chor, und schaffte meh 
rere kostbare Paramente zu einer größern Pracht des Gottes 
dienstes an. Seiner Aufmerksamkeit entging das Bücherwesen 
und die Wissenschaften nicht. Er gab seinen Geistlichen gute 
Schriften in die Hände, um ihren Geist und ihren Geschmack 
zu bilden; und ließ, um ihren Eifer rege zu erhalten, und 
einen Wetteifer unter ihnen zu wecken, öfters öffentliche Dis 
putationen halten. Er verwendete mehrere tausend Gulden auf 
die Anschaffung classischer Werke aus den verschiedenen Fächern 
der Literatur, und verwahrte sie als einen köstlichen Schatz in 
einem Büchersaale, den er mit einem Ober - und Untergewölbe 
gegen jede Feuersgefahr schützen , mit Fresco-Gemählden aus 
schmücken, und mit zierlich gearbeiteten Schränken und Fä 
chern einrichten ließ. Leider ist bey der Anlegung dieses Saa 
les, die Fortschreitung des menschlichen Wissens, und die immer 
ergiebiger werdende Bücher-Ernte nicht in Anschlag gebracht 
worden! so daß er-mit 7000 Bänden, als dem gegenwärtigen 
Büchervorrathe, überfüllt ist. — Endlich bestellte er auch bey 
dem Wilhelmsburger Statuar, Prandl, den Martertod des 
heiligen Nepomucks; eine nicht mißlungene Gruppe in grauem 
Sandsteine, die auf einem vonO.uaderstücken, in den Traisen- 
fluß, massiv gebauten Fuß aufgestellt, eine Zierde, und zu 
gleich den Kopf der Traisenbrücke ausmachte. 
Nach allen diesen bedeutenden Leistungen, muß man gegen 
Sigmund gerecht seyn, und diese Lichtseite seiner Regierung 
nicht in den Schatten seiner verunglückten Speculation stellen; 
ihm nicht bloß das Ueble; sondern auch das Gute seiner Zeit 
zurechnen, um so mehr; da beydes, sowohl dieses, als jenes, 
aus dem bloßen Bestreben, das Wohl des Klosters zu beför 
dern, herausffoß. Zudem hat er, nebst dem bereits Angeführ 
ten, auch noch von einer andern Seite dem Kloster wirklich 
reelle Vortheile verschafft: er hat, nebst der Vindicirung des 
Gföller-Zehentes, auch mit Melk wegen einem Weinzehente 
einen Vergleich errichtet; und die dem Kloster Melk zehent 
baren Klosterweingärten, gegen den Erlag von hundert Gul- 
ben, zehentfrey gemacht. Er hat bey Kaiser Leopold (1708),
	        
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