Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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Abt Georg hielten aber die eigenen Angelegenheiten zurück; so 
wie ihm auch der noch nicht beruhigte Zustand des Landes sich 
zu entfernen nicht gestattete; er mußte deßhalb das Untersu- 
r'4yo. chungsgeschaft dem Paffauer Domherrn und Doctor der Theo 
logie , Johann Kaltenmarker, übertragen. 
Mittlerweile haben die Flamänder dem römischen Könige 
Maximilian viel zu schaffen gemacht; ihm nach dem Tode Ma 
riens von Burgund, seiner Gemahlin, die Vormundschaft sei 
nes Sohnes Philipp entzogen; sich gegen ihn wie gegen einen 
Fremdling aufgelehnt; und ihn endlich durch seine Gefangen 
haltung in Vrügg gezwungen, den Vertrag von Arras zu be 
stätigen. Seiner Haft, worin ihn die Meuterer gehalten, ent 
ledigt, ließ er den Flamändern ihre Rechte und Freyheiten, 
stellte dadurch die Ruhe Flanderns wieder her, und schloß auch 
mit Mathias von Ungarn, gegen die Neigung des Kaisers, sei 
nes Vaters, einen Friedensvertrag. — Des Kaisers Wider 
streben gegen einen Vergleich mit Mathias rührte von den 
Hoffnungen, die er auf des kränkelnden Königs nahen Tod 
baute. Und wirklich starb auch Mathias noch vor der Auswechs 
lung der Friedens-Ratificationen, und die Lage der Dinge 
nahm eine für den Kaiser günstige Gestaltung an. E§ bemühte 
sich zwar die verwitwete Königin, Bearrir, die östreichischen 
Stande dem Interesse Ungarns treu zu erhalten: sie verschwen 
dete in dieser Absicht Schmeicheleyen und Verheißungen, und 
ließ unter andern an den Abt Georg von Lilienfeld einSchrei- 
^ ben ergehen, worin sie ihn ermunterte, in seiner Treue zu be 
harren, bis Ungarn und Oestreich mit Gottes Hülfe wieder 
einen Herrn haben, und versicherte ihn nebstbey ihres Schu 
tzes und ihrer königlichen Huld. Aber Abt Georg, froh der 
gewaltsam unterdrückten Neigung folgen zu können, floh un 
ter die Fittige des kaiserlichen Adlers,, und in den segenreichen 
Schatten des Erzhauses. Alles strömte und sammelte sich kampf 
lustig unter die Fahnen Friedrichs, und des römischen Königs ; 
die meisten Städte und festen Plätze ergaben sich ohne Schwert 
streich; Wien pflanzte wieder seine Doppeladler auf; in sechs 
Wochen war kein Feind mehr inner dem Weichbitde Oestreichs; 
wohl aber wehten Maxens Fahnen, schimmerten Maxens Zelte 
auf Ungarns Gefilden.
	        
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