Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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den^verdammlichen Umtrieben der Mißvergnügten einen schein 
bar gültigenMorwand. Eizinger, der es dem Kaiser nicht ver 
gessen konnte, daß er ihn von dem Schatzmeisteramte entfernt, 
benützte schlau die Reise Friedrichs nach Rom, wohin er auch 
den Ladislaus , umühn den Anschlagen der Parteyhäupter zu 
entrücken, mitgenommen, zu seiner Absicht, die nichts geringe 
res war, als eine entschiedene Faction gegen den Kaiser zu bil 
den, und das Volk mit allen Kunstgriffen und Kniffen eines hef 
tigen Demagogen wieder ihn aufzuwiegeln. Wild bewegte sich 
das-Volk, imd verlangte kmit tosendem Geschrey seinen König. 
Es wurden sogleich Deputirte an Friedrich nach Rom abgeord 
net, um ihm den Willen des Volkes darzulegen, den Ladislaus zu 
verlangen, oder diesen zur Flucht zu bereden. Zu gleicher Zeit 
wurde die von Friedrich bestellte Interims-Regierung verjagt, 
und ein von dem Kaiser unabhängiger Regierungsrath von 
Hwölf Gliedern, worunter auch der Lilienfelder Abt Peter, un 
ter dem Vorsitze des Grafen von Cilly, eingesetzt, und der Be 
schluß gefaßt, da des Aeneas Sylvius Vorsichtsmaßregeln den 
Anschlag auf Ladislaus Person vereitele, das mit gewaffneter 
Hand zu erzwingen, was sie auf dem Wege gütlicher Unter 
handlungen nicht erlangen konnten. Eizinger und seine Genos 
sen schrieben alsobald ungeheure Contributionen aus, und ver 
heerten die Güter aller jener, die sich zu ihrer Partey nicht 
halten wollten. Auf solche Art wurde auch Abt Peter von sei 
nen Nachbarn, die ihn in dem Ringe ihrer Burgen wie ge 
bannt hielten, gezwungen, nicht nur auf dem Landtage zu 1452. 
Wien zu erscheinen, sondern auch Soldaten zu stellen. 
Bey seiner Zurückkunft von dem Römer-Krönungszuge, 
fand der Kaiser Oestreich in Hellen Flammen. Es wäre ihm 
vielleicht gelungen, durch schnelle, strenge Maßregeln das Feuer 
des Aufruhrs noch zu ersticken; aber seine angeborne Milde 
rieth ihm den Weg der Güte einzuschlagen, einen Weg, der 
bey Empörern gewöhnlich vom Ziele entfernt. Er ermahnte, er 
drohte, er suchte die Stände zu trennen, und insbesondere die 
Geistlichen wieder an sich zu ziehen. Er ließ in dieser Absicht 
an den Abt Peter und sein Convent einen Aufruf ergehen: bey 
Verlust aller ihrer Privilegien, Rechts und Freyheiten, zu
	        
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