Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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nung nicht fanden, trugen sie die Vormundschaft über Albert 
dem Herzoge Ernst an. Und wer litt dabey? das Land! Das 
Land ward ein Opfer des Parteyhasses. 
Im Innern uneins, in verschiedene Interessen getheilt; wie 
konnte es seine Kraft nach Außen kehren? — und so war es 
dem Räuberhauptmanne und Parteygänger Sockol ei» leichtes, 
ins Oestreich einzufallen, mit seinen Böhmen und Mährern 
in das Herz des Landes zu dringen, schwere Contributionen 
auszuheben, alle Klöster zu brandschatzen, und bis Lilienfeld 1409. 
zu streifen. 
Johann von Hohenberg, der mit dem Wildecker bey Heili 
genkreuz von der Partey des Herzogs Ernst war, und auch den 
Abt Conrad, dessen Lilienfeld mitten unter des Hohenbergers 
Sippschaft: den Altenburgern, Rabensteinern und Weissenbur- 
gern, wie eine Lilie unter den Dornen lag, zu dieser Partey 
gewisser Maßen gezwungen hatte, war eben, um sich des Abtes 
zu versichern, im Kloster, als Sockol bereits vor Wilhelmsburg 
lag. Der Hohenberger, den bösen Gast nicht so nahe wähnend, 
nahm von dem Abte Abschied, und trabte wohlgemuth auf 
dem Wege nach seiner Veste Chreusbach. Er war noch nicht 
weit fortgeritten, als ihm die Kunde kam: Sockol liege vor 
Wilhelmsburg. Das war eine böse Kunde! Er wendet dasNoß, 
spornt es den Weg zurück, den er genommen, seine Knappen 
ihm nach, und sprengt, da man ihn kaum fort geglaubt, wie 
der durch die Thore des Klosters. Ein Weinwagen des Rich 
ters von Wilhelmsburg, von ihm auf dem Wege genommen, 
zog, als Beute, mit ein. Sockol, dem mittlerweile auf seine 
Aufforderung Wilhelmsburg das Thor geöffnet, erfuhr von der 
Nähe des Hohenbergers; er ließ alsogleich aufsitzen, jagte 
dem Flüchtigen nach, und war ihm so hart an der Ferse, 
daß er kaum so viel Zeit hatte, sich auf den Glockenthurm zu 
retten. Wo ist der Hohenberger? herrschte Sockol die zitternden 
Mönche an? Er ist nicht mehr hier! stotterten diese zur Ant 
wort (»).—Da ergrimmt Sockol, daß ihm derVogel entwischt, 
gießt seinen ganzen Unmuth über das Fehlschlagen eines so köst 
lichen Fanges über das Kloster aus, und läßt es plündern. 
Einen Theil der reichen Beute machen des Hohenbergers
	        
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