Volltext: Das Decanat Groß-Gerungs und das Stift Zwetl [16,3] (16 = Abth. 2 ; Bd. 3 ; / 1838)

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stellte die abgebrannten Gebäude wieder her/ und hinterließ 
so viel an Gelde/ daß sein am 10. November 1490 er 
wählter Nachfolger 
XXXV. Colomann Bauernfeind 
Hamit alle Schulden des Stiftes zahlen konnte. Auch in 
geistlicher Hinsicht übernahm er das Stift in einem rühm 
lichen Zustande. Die Klagen/ die über den sittlichen Verfall 
der Cisterzienser geführt wurden/ welche einige Fürsten bewogen 
von Jnnocenz VIII. die Aufhebung/ andere eine Reform 
dieses Ordens zu verlangen/ betrafen mehr die Klöster in 
Frankreich. In Österreich waren die eingeschlichenen Miß 
bräuche größtentheils abgestellt/ der Orden selbst änderte die 
Statuten nach dem Bedürfnisse der Zeit/ und drang beson 
ders auf Betreibung der Studien/ um durch ernste Beschäfti 
gung den Sinn der nach einer mit den Gesetzen des Ordens 
ganz im Widersprüche stehenden Freyheit strebte/ eine andere 
Richtung zugeben. Da dieser oft durch nothgedrungenes Ver 
lassen der bedrohten/ und zerstörten Stifte erzeugt worden war, 
so verlor er sich beynahe ganz/ und erhielt sich nur bey Mitglie 
dern/^ welche die Mauern der hergestellten Ordenshäuser nie seit 
ihrem Eintritte im jugendlichen Alter verlassen hatten. Zwetl 
hatte die eingeführte Reformation/ wie schon bemerkt worden, 
in allen Theilen so genau befolgt/ daß es als Musterstift da 
stand. Darum wurden auch aus fremden Klöstern Geistliche 
hieher gesendet, um sich zu tüchtigen Ordensmännern zu 
bilden, nämlich von Heiligenkreuz, Lilienfeld, Hohenfurt 
aus Böhmen, Wellrad auS Mahren, Tobernik aus Ungarn, 
Adlersbach aus Bayern. 
Die Gefahr in der sein Vorfahrer schwebte, wegen an 
geschuldeter Anhänglichkeit an die Ungarn, in die Ungnade 
des Kaisers zu fallen, machte Colomanen sehr vorsichtig. 
Gleich nach seiner Erwählung eilte er in das Hoflager nach 
Linz, um sich in seiner Würde bestätigen zu lassen; das er 
ste bekannte Beyspiel dieser Art. Am fünften Sonntage in
	        
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