Volltext: Das Decanat Groß-Gerungs und das Stift Zwetl [16,3] (16 = Abth. 2 ; Bd. 3 ; / 1838)

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Krems und Lois wegnahmen, obwohl man ihnen den zu 
Krems ausgestellten kaiserlichen Schutzbrief vorzeigte. Nur 
die Drohung des ungarischen Befehlshabers zu Rotz, Bethle 
hem, Repressalien zu gebrauchen, entriß ihnen die willkommene 
Beute wieder. Zunehmende Kränklichkeit bewog den Abt sich 
nach Wien zu begeben, wo er die Friedenszeit erlebte, die 
der Tod des Königs Mathias Ostererich gab; er schickte den 
Conventualen Thomas nach Linz, um dem Könige Maximi 
lian das Stift zu empfehlen. Ein Bischof des Kaisers, der am 
Hofe sich bemühte das Ungewitter, das über Zwetl stand, zu 
zerstreuen, fand diesen Thomas nichtgeeignet vor dem römischen 
Könige zu erscheinen. Ich weiß gewiß, daß Maximilian ver 
schiedene Fragen machen wird (schreibt er dem Abte) die mit 
großer Behuthsamkeit beantwortet werden müssen. Er ist mehr 
über Zwetl aufgebracht, als man glaubt; ich beschwöre euch, 
daß ihr nicht länger den Ungarn anhängt; sendet schnell 
einen Wohlunterrichteten zur Audienz, aber nicht mit leeren 
Händen, denn die Sachwalter am kaiserlichem Hofe brauchen 
viel Geld. Der Sachwalter, den dieser Freund des Stifts 
für dasselbe aufgenommen hatte, betrieb die Vertheidigung 
des Abtes und Convents mit so vielem Glücke, daß sie wie 
der in Gnaden aufgenommen wurden, weil er vorstellte, daß 
beyde sich nur der Gewalt der Umstände ganz dem Wunsche 
ihres Herzens entgegen gefügt hätten. Wolfgang der Streun, 
Herr zu Schwarzenau, verwunderte sich über diesen glücklichen 
Ausgang; und schickte einen Vertrauten an den Ab't, um von 
ihm die Mittel und Wege zu erfahren, die er angewendet, 
um der Strafe zu entgehen, weil er ebenfalls ein Anhänger 
der Ungarn gewesen war. 
Als Maximilian in die Stadt Wien eingezogen war, 
machte ihm der sehr kränkliche Abt Wolfgang die Aufwartung. 
Von der erhaltenen Audienz in seinem Hause angelangt, sank 
er den 13. October im 87. Jahre seines Atters, auf der 
Stiege, entseelt nieder. Er war ein sehr guter Wirth und 
frommer Priester. Bey so vielen Leistungen und Plünderun 
gen, baute er doch neue Befestigungswerks und zwey Säle,
	        
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