Volltext: Wie Österreich seine Bahnen baute

46 
ein neues Hindernis auf den Plan: der Krieg mit Italien. 
Wenn auch Österreich bei Custozza gegen eine große Über 
macht einen herrlichen Sieg errang und der Feind bis 
zum Ende des Krieges keinen Angriff mehr wagte, so 
fehlten doch die einberufenen Arbeiter, Garibaldi ver 
suchte einen Einbruch in Sütirol, der ebenfalls Beunruhi 
gung brachte, aber Thommen erwies sich als ein würdiger 
Nachfolger feines Meisters, und kurz vor Weihnachten des 
Kriegsjahres wurde der Astertunnel endlich durchschlagen. 
Bei Sterzing, wo die Bahn durch eine Sumpfgegend 
führt, das Sterzinger Moos, erkrankten viele Arbeiter 
an Sumpffieber. An dem nahe gelegenen „Sprechenstein" 
fand die größte Sprengung im Verlauf des Bahn 
baues statt. 
Nach wie vor bereiteten die Flußläufe schwer zu über 
windende Hindernisse. Im sogenannten „Kuntersweg", 
zwischen Atzwang und Blumau, mußte die Trasse wieder 
einmal ins Flußbett verlegt werden, was ausgedehnte 
Regulierungen des Eisacks erforderte. An manchen Stellen 
war das Flußbett um sechs Meter zu heben! 
Der zum Ausmauern der Tunnels und zu den ande 
ren Bauten nötige Stein war nicht immer an Ort und 
Stelle zu finden, sondern mußte oft von weither beschafft 
werden, und so erwies es sich als nötig, auf der noch nicht 
fertiggestellten Trasse behelfsmäßige Überbrückungen her 
zustellen, von denen besonders die in fünf Stockwerken 
aufgerichtete, unglaublich leichte und kühne Notbrücke bei 
dem Ort Schupfen allgemeine Bewunderung erregte. 
Die Brennerbahn ist arm an Brücken, auf der Nord 
seite gibt es überhaupt kein größeres Objekt dieser Art, 
auf der Südseite auch nur drei mit mehr als vierzig Meter 
Spannung, dagegen mußten in ausgedehntem Maß 
Futter- und Stützmauern errichtet werden. Eine davon, 
im Silltal, mehr als 30 Meter hoch, stürzte nach einem 
starken Regen ein, zum Glück ohne Arbeiter zu verletzen. 
Auch im Mühlbachtunnel bei Matrei, von dem wir 
bei der Ableitung der Sill schon sprachen, gab es noch 
öfters stärkere Rutschungen, er mußte nach Inbetrieb 
setzung der Bahn noch vollkommen rekonstruiert werden, 
und erst 1872 konnte er als ganz sicher gelten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.